Einmal eine große Dame sein
Quelle: Deutsche Kinemathek, © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Menschen am Sonntag: Während ihre Freundinnen auf dem Wochenendausflug von Männern und Kleidern träumen, hat Kitty Holm, Verkäuferin in einem Autosalon, einen allumfassenden Wunsch: Eine große Dame will sie sein! Und als es ihr am Montag gelingt, ein Luxusmodell für 40 000 Mark an den Mann zu bringen, scheint er sich zu erfüllen. Denn der Baumwollkönig Mr. Thurner und seine Tochter Ria bitten Kitty, das Auto nach Schloss Wolfenstein selbst zu überführen. Schon unterwegs gibt sie sich selbstbewusst als Dame von Welt. Doch als sie sich dem Sohn des Schlossherrn als Gräfin vorstellt, überspannt sie damit den Bogen … Gerhard Lamprechts muntere Tonfilmoperette feiert einmal noch die eskapistischen Aufstiegsträume kleiner Ladenmädchen, wie man sie aus Erich Pommers Ufa-Komödien kennt. Karikaturen alten Adels und diensteifrigen Personals zitieren frühe Lubitsch-Grotesken, exaltierte Auf- und Untersichten sowie groteske Bildvergrößerungen den filmischen Expressionismus. Ein Landarbeiterchor imitiert die Comedian Harmonists, während ein »Tempo! Tempo! Tempo!«-Song ganz nach Kurt Weill klingt. Den Reichtum an Fantasie aber krönt Käthe von Nagy als glückliches »Material Girl«: »Es ist alles wie im Märchen!«