Bubot Niyar

Paper Dolls
Nach dem Beginn der Zweiten Intifada schloss Israel seine Grenzen für Arbeiter aus den Palästinensischen Gebieten, die in den Jahren zuvor die am schlechtesten bezahlten Arbeitsplätze ausgefüllt hatten. Wie in vielen Industrieländern werden auch in Israel Arbeiten im Haushalt und in der Altenpflege gern an Arbeitskräfte aus dem Ausland delegiert. Die Entscheidung bedeutete mithin einen kräftigen Einschnitt in den Arbeitsmarkt. Deshalb ermunterten die Behörden Arbeitskräfte in anderen Teilen der Erde zur Einreise nach Israel, um die vakant gewordenen Stellen neu besetzen zu können.
Zu denen, die kamen, gehörten auch philippinische Transsexuelle. Wie viele Emigranten vor ihnen verließen sie ihr Land, weil sie sich ein besseres Leben erhofften. Zum Teil hatten ihre Familien sie auch wegen ihrer sexuellen Orientierung verstoßen. In Israel fanden sie Arbeit. Und zwar keine leichte, sondern eine, die sie körperlich wie seelisch sehr beansprucht. Oftmals rund um die Uhr pflegen sie ältere, orthodoxe jüdische Männer, für die sie häufig so etwas wie Ersatzkinder sind. Nicht selten verbindet sie ein enges persönliches Verhältnis mit ihren Arbeitgebern, deren Alltag sie teilen und die sie manchmal füttern und waschen müssen.
An einem Abend in der Woche aber haben sie frei. Dann leben sie ihren persönlichen Traum und treten als Drag-Queens in Tel Aviv auf. „Paper Dolls“ heißt ihr Ensemble, das auf den Philippinen in dieser Weise wohl nicht an die Öffentlichkeit treten könnte. Aber auch wenn seine Mitglieder die liberale Atmosphäre in Israel genießen, bleiben sie letztlich doch Außenseiter und werden als solche behandelt.
von Tomer Heymann
mit Alex Claude
Israel / Schweiz 2005 80’

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