Keine Spur vom Sozialismus – Moskau kann sich zumindest im Zentrum mit den Metropolen des Kapitalismus messen: Reichtum, Protzigkeit, auch Schönheit soweit das Auge reicht, Moskau ist nicht mehr die graue Stadt der Apparatschiks. Doch mit der Demokratie hapert es, besonders wenn der Grad der Demokratisierung am Umgang der Bevölkerung mit Minderheiten gemessen wird. Zwar wurde schon unter Jelzin der Paragraph 121 abgeschafft, der schwul-lesbische Liebe verbot. Doch Toleranz und Gleichmut im Umgang miteinander haben sich noch lange nicht eingestellt. Deutlich wurde dies bei den Demonstrationen zum Christopher Street Day (CSD) 2006 und 2007. Das Demonstrationsrecht wurde von der Stadtverwaltung kurzerhand außer Kraft gesetzt und eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Demonstranten, religiös oder rechtsnational gesinnten Gegendemonstranten sowie der Polizei in Kauf genommen. Zu Schaden kamen neben etlichen russischen Homosexuellen auch zugereiste Demonstranten aus dem Ausland. Von hier kam sowieso ein großer Teil der Christopher-Street-Aktivisten. Zur gleichen Zeit traf Hick am Sommerstrand der Moskwa Schwule, die sich von hier aus ihre Gedanken über die weltweiten Demonstrationen zum CSD, über Liberalisierungstendenzen in Russland und schwule Überlebensstrategien in einer homophoben Gesellschaft machen. Wie wenig lohnenswert vielen die Durchsetzung demokratischer Prinzipien erscheint, wird am Ende zumindest nachvollziehbar.
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