Tom Kalins visuell atemberaubendes Schwarzweiß-Spielfilmdebüt SWOON erzählt die wahre Geschichte von Nathan Leopold und Richard Loeb, zwei wohlhabenden jüdischen Collegestudenten, die 1924 in Chicago einen 14-jährigen Jungen entführten und brutal ermordeten. Überzeugt von ihrer intellektuellen Überlegenheit nahmen sie sich vor, das „perfekte Verbrechen“ zu begehen, wurden in der Folge verhaftet, vor Gericht gestellt und zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. Zwar hatte dieser berühmte Kriminalfall schon zuvor zwei Filme inspiriert – Alfred Hitchocks ROPE (1948) und Richard Fleischers COMPULSION (1959) –, aber erst SWOON thematisierte auf komplexe Weise jene Diskurse, die nicht nur dem pathologischen Akt zugrunde lagen, sondern auch das mordende Paar für pathologisch erklärten. Kalins Film thematisiert sowohl offen die Homosexualität seiner Protagonisten als auch die Homophobie (und den Antisemitismus) der forensischen Psychologie seinerzeit. Dieser kunstvolle und politisch provokative Film ist noch 20 Jahre nach seinem Entstehen eines der besten Beispiele des „New Queer Cinema“ und des US-amerikanischen Independent-Filmschaffens der 90er Jahre.