Manazil bela abwab
Houses without Doors
© Bidayyat for Audiovisual Arts/Avo Kaprealian
Vom Balkon der elterlichen Wohnung in Aleppos Midan-Viertel dokumentiert Avo Kaprealian den Alltag auf den Straßen und den spürbar nahenden Bürgerkrieg. Ab und zu schimpft sein sonst so schweigsamer Vater, er bringe damit die Familie in Gefahr. Die Mutter hingegen nutzt die Anwesenheit der Kamera, um offen über Erlebtes und ihre Gefühle zu sprechen. In Midan leben vor allem Nachfahren von Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern, die sich nach der Flucht aus der Heimat in Aleppo niederließen. Als die Kämpfe bis in Kaprealians Straße vordringen, verlegt er die Kamera in die Wohnung und filmt den Alltag der Familie und ihren Umgang mit Geschützfeuer, Scharfschützen und Stromausfällen. Für die armenischen Syrer, die die Tragödie des Exils tief verinnerlicht haben, gleicht die Aussicht, ihr Zuhause und Leben hinter sich lassen zu müssen, um vor dem sicheren Tod zu fliehen, einem wiederholten Familientrauma. Kaprealian beschwört die Geschichte des Kinos herauf, um die qualvolle Gegenwart seiner Familie wiederzugeben und wandelt ein Archiv des Imaginären in ein Archiv der realen Erfahrung um, in dem unter Anteilnahme am Leid die Risse der Neuen Geschichte geflickt werden.