Berlinale Notes

Versammelt persönlich, skizzenhaft und in aller Kürze Beobachtungen und Reflexionen.

Note #2: Neue Festivalorte am Potsdamer Platz

notiert von Tricia Tuttle

Der Berlinale Palast

Diese Woche haben wir unsere Pläne für die Neugestaltung unseres Festivalzentrums am Potsdamer Platz für das kommende Jahr vorgestellt. Es wird zwei neue Festivalorte in der Nähe des Berlinale Palastes geben. Der erste ist eine neue Spielstätte im Stage Bluemax Theater am Marlene-Dietrich-Platz. Nachdem unser (exzellentes) technisches Team es in einen Vorführsaal umgebaut hat, wird es 500 Personen Platz bieten und schafft für die First Feature Competition, Perspectives, sowie weitere Premieren der Sektionen einen neuen zentralen Ort. Der Berlinale HUB75 wird zu unserem Pop-up-Publikums- und Branchentreffpunkt am Marlene-Dietrich-Platz. Ein Ort, an dem wir die 75. Ausgabe der Berlinale mit unserem Publikum und Gästen feiern wollen. Vormittags werden kostenlose Talks für die Öffentlichkeit zu Themen des Programms stattfinden, nachmittags und abends wird es ein Treffpunkt für Gäste aus der Branche und Filmemacher*innen sein. Das HUB 75 ist ein dringend benötigter Raum für Begegnungen im Herzen des Festivals.

Mit den neuen Plänen reagieren wir auf den dramatischen Rückgang der Kinoflächen am Potsdamer Platz der letzten Jahre. Sie bilden ein zentrales Element unserer zukünftigen Entwicklung. Die Pläne kommen aber auch in Zeiten, in denen viele unserer Kolleg*innen aus Kunst und Kultur in der ganzen Stadt von einer einschneidenden Krise tief betroffen sind. Bildende Kunst, Film, Musik, Theater, Performance und andere kulturelle Angebote machen Berlin zu einer Destination für Reisende und Tourist*innen aus der ganzen Welt und die Stadt zu einer der lebenswertesten Städte. Die Kultur schafft viele tausend Arbeitsplätze und bereichert Leben – auch für viele unserer Mitarbeiter*innen, die nicht nur für die Berlinale, sondern während des Jahres oftmals bei anderen kulturellen Einrichtungen und Organisationen tätig sind.

Als Berlinale haben wir langjährige Verbindungen und sind tief verwurzelt in dieser vielfältigen und vibrierenden Berliner Stadtkultur. Wir veranstalten unser Festival gemeinsam mit Partnern wie dem HAU Hebbel am Ufer, dem SINEMA TRANSTOPIA und vielen anderen Kulturräumen und Kinos, die von den Haushaltskürzungen existentiell betroffen sind. Wir hoffen sehr, dass Lösungen gefunden werden können, um diese ganz besonderen Orte zu erhalten und ihnen auch weiterhin Entwicklungsmöglichkeiten offen zu halten. Unsere Solidarität gilt allen Künstler*innen und Kreativen, die diese Stadt so lebendig machen.

29. November 2024

Note #1: Ein magisches Ankommen

notiert von Tricia Tuttle

Am 1. April wurde ich als Intendantin Teil der Berlinale und bin damit mittlerweile bereits den größten Teil des Jahres im Amt. Das Versprechen auf ein freundliches Willkommen in einer Stadt und ihrer Menschen hat sich erfüllt – Menschen aus der Filmindustrie, aus Museen und Galerien, Schriftsteller*innen, Kritiker*innen, Opernsänger*innen, Kurator*innen, Musiker*innen. Ich bin an einem magischen Ort angekommen. Dass bereits acht Monate seit meinem Umzug nach Berlin vergangen sind, bedeutet auch, dass das Festival mit Riesenschritten auf uns zukommt. In den nächsten acht Wochen werden wir viele Neuigkeiten zum Programm bekanntgeben.

Die erste große Meldung kam vor Kurzem: Todd Haynes wird Präsident der Internationalen Jury, die den nächsten Gewinner des Goldenen Bären küren wird. Nur wenige Regisseur*innen haben ein so beeindruckendes Werk geschaffen. Die Reaktionen auf unsere Ankündigung haben gezeigt, wie sehr er bewundert wird. Für mich ist diese Ernennung auch persönlich von besonderer Bedeutung, denn ich habe vor vielen Jahren meine Masterarbeit über seinen Debütfilm Poison geschrieben und bewundere seitdem seine filmischen Erkundungen von Gender, Performance und Identität.

28. November 2024