2017 | Hommage
Milena Canonero
Die 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin haben der italienischen Kostümbildnerin Milena Canonero eine Hommage gewidmet und ihr den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk verliehen.
Milena Canonero ist eine der international bekanntesten Kostümbildnerinnen. Zu den Regisseuren, mit denen sie zusammengearbeitet hat, zählen unter anderem Stanley Kubrick, Francis Ford Coppola, Sydney Pollack, Warren Beatty, Roman Polanski, Steven Soderbergh, Louis Malle, Tony Scott, Barbet Schroeder, Sofia Coppola und Wes Anderson. Für ihre herausragenden Leistungen im Bereich Kostümbild wurde sie bereits viermal mit dem Academy Award ausgezeichnet, für den sie darüber hinaus noch fünf weitere Male nominiert war.
„Milena Canonero ist eine außergewöhnliche Kostümbildnerin. Mit ihren Kostümentwürfen hat sie maßgeblich am Stil vieler filmischer Meisterwerke mitgewirkt. Mit der Hommage 2017 möchten wir eine große Künstlerin ehren und das Augenmerk auf eines der filmischen Gewerke legen“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.
Den Arbeiten Milena Canoneros liegen stets genaueste kunsthistorische Recherchen und ausgefeilte Kostümkonzepte zugrunde, wobei sie die Vorgaben der Modegeschichte nie einfach nur übernimmt, sondern für den jeweiligen Film stets kreativ adaptiert. Dabei beherrscht sie sowohl die Kunst, den Charakter der Filmfiguren durch ihre Kostüme subtil zu unterstreichen als auch durch detailreiche und originäre Entwürfe die Gestaltung des Films mitzubestimmen. Canoneros Kunst beeinflusste internationale Modetrends und inspirierte Modeschöpfer wie Alexander McQueen oder Ralph Lauren.
Gleich zu Beginn ihrer Karriere begegnete sie Stanley Kubrick, für dessen Film A Clockwork Orange (Uhrwerk Orange, Großbritannien / USA 1971) sie ihre ersten Filmkostüme gestaltete. Diese nahmen der Farbe Weiß ihre Unschuld und setzten neue Maßstäbe im Kostümdesign. Bereits ihre zweite Arbeit für Kubricks Barry Lyndon (Großbritannien / USA 1975) brachte ihr gemeinsam mit Ulla-Britt Söderlund ihre erste Auszeichnung mit einem Academy Award für das Beste Kostümdesign.
Es folgten Kubricks The Shining (Shining, Großbritannien / USA 1980), Chariots of Fire (Die Stunde des Siegers, Großbritannien 1981) von Hugh Hudson, für den sie ihren zweiten Academy Award erhielt, sowie The Cotton Club (Cotton Club, USA 1984) von Francis Ford Coppola und Sydney Pollacks Out of Africa (Jenseits von Afrika, Großbritannien / USA 1985).
Für Francis Ford Coppolas The Godfather Part III (Der Pate III, USA 1990) ließ sich Milena Canonero von den Malern der Renaissance inspirieren und setzte auf gedeckte, dunkle Farbtöne sowie auffällige Farbkompositionen. Im gleichen Jahr entstand Dick Tracy von Warren Beatty (USA 1990), für den Canonero sich zwar an die klassischen Schnitte der 1930er Jahre anlehnte, für die Stoffe der Kostüme jedoch mit Bezug auf die Comicvorlage klare, kräftige Farben wählte. Dabei beschränkte sie sich auf die drei Grundfarben, ergänzt durch Schwarz und Weiß sowie fünf weitere Mischfarben, die sie konsequent für sämtliche Kostüme und Accessoires dieses Films verwendete.
Bei Barbet Schroeders Film Single White Female (Weiblich, ledig, jung sucht..., USA 1992) war Milena Canonero nicht nur für die Kostüme, sondern auch für das Production Design verantwortlich. Ihren dritten Academy Award erhielt die Kostümbildnerin schließlich für die bonbon- und pastellfarbenen Kleider in Sofia Coppolas Marie Antoinette (Frankreich / Japan / USA 2006).
Mit zwei von Wes Anderson inszenierten Filmen – The Life Aquatic With Steve Zissou (Die Tiefseetaucher, USA 2004) sowie The Grand Budapest Hotel (Grand Budapest Hotel, USA / Deutschland 2014) – war Milena Canonero in den vergangenen Jahren bei der Berlinale präsent. Die außergewöhnlichen violetten Uniformen der Hotelangestellten und das fantasievolle Design des Kleids der Madame D. aus dem Film The Grand Budapest Hotel brachten ihr den vierten Academy Award für das Beste Kostümbild.
„Beeindruckend an Milena Canonero ist auch die Vielfalt ihrer künstlerischen Neigungen. Ihre Kostümbilder für Produktionen an der Metropolitan Opera in New York, der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper sowie für Roman Polanskis Bühnenadaption von Amadeus tragen zu ihrem Erfolg und ihrer weltweiten Anerkennung bei“, kommentiert Rainer Rother, Leiter von Retrospektive und Hommage und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek.
Darüber hinaus hat Milena Canonero den Film Romeo & Juliet (Romeo & Julia, Großbritannien / Italien / Schweiz 2013) von Carlo Carleis co-produziert und kürzlich ihren ersten Werbefilm als Regisseurin fertiggestellt. Zurzeit bereitet sie einen Dokumentarfilm über den Kostümbildner und Ausstatter Piero Tosi vor.
Anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenbären am 16. Februar 2017 im Berlinale Palast wurde der Film The Shining von Stanley Kubrick gezeigt.