2020 | Allgemeines
#17 Ziele bei der 70. Berlinale
Mit der 70. Berlinale bekannten sich die Internationalen Filmfestspiele Berlin zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Sie unterstrichen damit ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Mit der Unterstützung von „Engagement Global“ zeigte die Berlinale in den Potsdamer Platz Arkaden eine Präsentation zu den 17 Zielen und bot zahlreiche Events mit weiteren Partner*innen im Berlinale Social Bus in der Alten Potsdamer Straße an. Zudem wurden zahlreiche öffentliche und Fachbesucher*innen-Veranstaltungen zum Themenkomplex Nachhaltigkeit bei den Festivalsektionen, Initiativen und dem European Film Market (EFM) angeboten. Eine Vielzahl der Filme aus dem Programm hatte einen Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen und bot Einblicke in die Herausforderungen der Zukunft.
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
Die 17 Ziele wurden 2015 von den Vereinten Nationen als Agenda 2030 verabschiedet. Sie nehmen die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Hunger, Armut, Frieden aber auch Ressourcenverbrauch und Klimawandel in den Blick. Bei der Umsetzung der Agenda 2030 sind alle gefragt, Regierungen, Unternehmen, Organisationen und jeder und jede Einzelne.
Die Berlinale stellt die besondere Verantwortung von Kultur und Filmindustrie zur Erreichung der Ziele in den Fokus. Das Engagement des Festivals zeigt sich beispielhaft an den vier Zielen: Hochwertige Bildung (SDG 4), Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5), Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9) und Nachhaltige/r Konsum und Produktion (SDG 12).
SDG 4: Kulturelle Bildung als Schlüssel für die Zukunft
Die vielfältigen, internationalen Filme der Berlinale haben das Potential, Zusammenhänge für eine gerechte und umweltfreundliche Zukunft aufzuzeigen, Diskussionen anzuregen sowie neue Sicht- und Denkweisen anzustoßen. Kunst und Kultur haben zudem die Fähigkeit, Menschen auf emotionaler Ebene anzusprechen. Diese Komponenten sind der Schlüssel für Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft.
Die Sektion Generation (vormals Kinderfilmfest) setzt seit ihrer Gründung 1978 auf anspruchsvolle Filme für junge Cineast*innen und aufgeschlossene Erwachsene sowie auf Kooperationen mit Schulen. Rund 50 Lehrer*innen aller Schultypen und Klassenstufen besuchen jedes Jahr das Festival mit ihren Klassen und werden bei der Integration der Filme in ihren Unterricht pädagogisch unterstützt. 2017 wurde das Projekt auf Klassen mit Geflüchteten ausgeweitet.
Mit den Grundgedanken „Ermöglichen“ und „Befähigen“ fördert Berlinale Talents Filmschaffende aus der ganzen Welt. Rund 250 Talente aus über 80 Ländern haben jedes Jahr Gelegenheit, sich untereinander sowie mit zahlreichen Expert*innen und Besucher*innen in Vorträgen, Screenings, Workshops und Projektlaboren zu vernetzen. Die „Talents Footprints Initiative“ unterstützt die Filmschaffenden dabei, gesellschaftliche Projekte zu realisieren, die nachhaltig und sozial wirken. Berlinale Talents ist die Drehscheibe des Festivals für Kulturaustausch und nachhaltige Zusammenarbeit.
SDG 5: Engagement für Gleichberechtigung
Die Berlinale setzt sich engagiert für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität ein. Seit der Gründung 1951 vermittelt das Festival Ideen und Visionen für eine vielfältige Welt. Dieses Engagement findet sich in den Filmprogrammen der Sektionen und Sonderreihen, den Initiativen und Sonderveranstaltungen wieder.
Diversität fördert die Berlinale unter anderem durch den queeren Filmpreis TEDDY AWARD. Der Preis ging aus dem Panorama hervor und war der weltweit erste offizielle queere Preis auf einem großen Filmfestival. Das Panorama ist seit den 1980er Jahren mit schwul-lesbischen, transgender und feministischen Filmen ein Vorreiter in der internationalen Festivallandschaft. Das Programm ist ausdrücklich politisch mit dem Ziel, über klassische Geschlechtergrenzen hinauszudenken.
Sowohl bei den eigenen Beschäftigten als auch bei den Jurys ist die Ausgewogenheit der Geschlechter ein wichtiges Ziel. Insgesamt waren 2019/2020 die Leitungen von Sektionen, Programmen und Initiativen paritätisch besetzt, ebenso wie die Internationale Jury und Internationale Kurzfilmjury in ihrer Gesamtzahl aus fünf Frauen und fünf Männern bestand.
Beim Filmprogramm setzt die Berlinale seit 2018 durch eine detaillierte Auswertung auf Transparenz der Geschlechterverteilung. 2020 haben bei 137 von den insgesamt 340 Filmen des Festivals Frauen Regie geführt. Das entspricht 40 Prozent. Zum Vergleich: der Anteil von Regisseurinnen bei deutschen Filmproduktionen liegt insgesamt bei 23 Prozent.
2019 unterzeichnete die Berlinale die 5050 x 2020-Initiative, die sich für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in der Filmbranche und bei Filmfestivals einsetzt. Seit 2018 unterstützt das Festival zudem die Veranstaltungen von ProQuote Film und Women in Film and Television Germany (WIFT).
SDG 9: Impulse für die Filmindustrie
Mit ihrem umfangreichen Filmprogramm inspiriert die Berlinale zu Innovationen und ist gleichzeitig ein Impulsgeber für die Filmindustrie. Als internationale Plattform der Branche bringt sie zehntausende Akteur*innen zusammen und ebnet den Weg für starke Partnerschaften für eine nachhaltige Zukunft.
So führt das Festival regelmäßig Diskussionsrunden und Workshops zu nachhaltigen Filmproduktionen durch. Dabei stehen Best-Practice-Beispiele für grüne Produktionen, umweltfreundliche Produktionsmittel sowie sinnvolle Möglichkeiten der Schulung im Fokus.
Der World Cinema Fund (WCF) der Berlinale engagiert sich seit 2004 für die Entwicklung und Förderung des Kinos in filminfrastrukturell schwachen Regionen und für kulturelle Vielfalt. Die Schwerpunktregionen sind Lateinamerika, Afrika, Naher Osten sowie Zentralasien. Der WCF befördert mit seinem Kooperationsmodell den internationalen Austausch und setzt sich für die Entwicklung des Weltkinos ein. Zentral sind künstlerisch und inhaltlich brisante Projekte, die die kulturelle Komplexität der Welt sichtbar machen.
Der European Film Market (EFM) hat 2020 ein Manifest für eine nachhaltige Veranstaltungsorganisation des Branchentreffs verabschiedet. Mit der Diversity & Inclusion Initiative trägt der EFM zudem zur erhöhten Sichtbarkeit des Themas und zur Beförderung von Veränderungen in der Branche bei. Den Berlinale „Africa Hub“ bot der EFM 2020 bereits zum vierten Mal an, ein Forum für Filmschaffende aus dem afrikanischen Raum mit zahlreichen Gelegenheiten zum Netzwerken und Austauschen. Mit dem „DocSalon Toolbox-Programm“ fördert der EFM internationale Kreative aus dem Dokumentarfilmbereich durch Vermittlung von Know-how und professioneller Beratung. Zahlreiche Veranstaltungen zu den Themen Nachhaltigkeit, Wohlbefinden und Diversität standen 2020 auch im Mittelpunkt des „EFM Horizon“-Programms.
Technische Innovationen spielen bei der Berlinale eine wichtige Rolle. 2020 wird der Berlinale Palast auf LED-Lampen umgerüstet. Dadurch reduziert sich der Stromverbrauch um rund 6.500 kWh, das entspricht dem Bedarf zweier vier-Personenhaushalte für ein ganzes Jahr. Damit schließt das Festival die Umstellung der Spielstätten auf die energiesparende und klimafreundliche LED-Beleuchtung ab.
SDG 12: Bewusster Konsum. Reuse, reduce, recycle!
Um den Ressourcenverbrauch der Berlinale zu minimieren, setzt sie zunehmend auf umweltfreundlichere Alternativen und Kreislaufwirtschaft. Der Strom der Berlinale Büros wird beispielsweise seit 2013 ausschließlich aus regenerativen Energien bezogen. Regelmäßig werden Alt-Handy-Sammlungen unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt, um Wertstoffe und seltene Erden zu recyceln.
Um einen bewussten Konsum zu fördern, galt 2020 das Motto: „Bring your own cup!“ Die Berlinale verzichtet seit 2018 auf Einwegbecher und hat in diesem Jahr auch keine Pfandbecher mehr angeboten.
Dadurch werden Ressourcen und mehrere hundert Kilogramm Müll eingespart. Ein Gegenentwurf zum Wegwerftrend ist auch der rote Teppich der Berlinale, denn der Teppich aus dem vergangenen Jahr wird größtenteils wiederverwendet. Damit ist er doppelt „grün“, denn er besteht aus recycelten Fischernetzen und anderen Kunststoffabfällen.
Wiederverwendet werden auch alte Kinobanner. Einige erfahren in einer Behindertenwerkstatt ein Upcycling zu trendigen Taschen. Insgesamt wird beim Berlinale Merchandise zunehmend auf faire Arbeitsbedingungen, nachhaltige Artikel und eine klimafreundliche Logistik geachtet. Das Cateringangebot für Gäste und Mitarbeiter*innen ist zudem fast ausschließlich vegetarisch und vegan.
In Kooperation mit der Deutschen Bahn bietet die Berlinale Besucher*innen das Veranstaltungsticket, um bequem und klimafreundlich zum Festival anzureisen. 2019 wurden mit den Tickets 442.000 Kilometer zurückgelegt, das ist mehr als elf Mal um die ganze Welt. Mit all diesen Maßnahmen reduziert die Berlinale den ökologischen Fußabdruck des Festivals.
Berlinale-Filme im Kontext der 17 Ziele
Die ausgewählten Filme in dieser Auswahl haben einen inhaltlichen Bezug zu einem oder mehreren der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Die meisten von ihnen greifen Missstände auf, wie beispielsweise Umweltzerstörung, Armut, kriegerische Auseinandersetzungen oder menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Andere machen Mut, sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen.
Diese Auswahl wurde vom Berlinale-Projektteam „#17Ziele bei der Berlinale“ und der Nachhaltigkeitsberaterin Kerstin Pettenkofer in enger Absprache mit den Berlinale-Sektionsleiter*innen erstellt.
Wettbewerb
Irradiés
Rithy Panh - Dokumentarische Form - 88' Französisch
Irradiés ist ein Film von Menschen, die die Irradiationen von Krieg überlebt haben, und jenen ans Herz gelegt, die glauben, gegen solche immun zu sein. Ein extremer, notwendiger Film, der mit unnachgiebiger Wucht in Auge und Herz dringt.
SDG 16: Die Verringerung oder Beendigung von Gewalt in allen Formen ist Voraussetzung für Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen für alle.
Berlinale Special
Nomery
Oleg Sentsov - 104' - Ukrainisch
Zehn Figuren gehen im Kreis. Sie haben nur Nummern, die „Große Null“ überwacht sie. Der Film, der auf einer dystopischen Parabel von Oleg Sentsov basiert, entstand zwischen Kiew und der sibirischen Strafkolonie, in der der Polithäftling fünf Jahre zubrachte.
SDG 10 und 16: Einschränkungen der Bewegungs- und Meinungsfreiheit sowie Diskriminierung stehen im Fokus des Films und verdeutlichen damit Herausforderungen wie Ungleichheiten und Ungerechtigkeit.
Minamata
Andrew Levitas - 115’ - Englisch, Japanisch
1971 tritt der gefeierte Kriegsfotograf W. Eugene Smith, gespielt von Johnny Depp, nur mit seiner Kamera bewaffnet den Kampf gegen einen mächtigen Konzern an, der die Quecksilbervergiftung der Bevölkerung im japanischen Minamata verschuldet hat.
SDG 3, 8 und 15: Die Rücksichtslosigkeit und Gier eines Unternehmens führen zu langfristigen gesundheitlichen Schäden bei der Bevölkerung.
Berlinale Series
Stateless
Cate Blanchett, Elise McCredie, Tony Ayres, Emma, Jocelyn Moorhouse - 107' -Englisch, Deutsch, Farsi
Fliehen, Untertauchen, neu beginnen: Hinter Stacheldraht in der australischen Wüste rückt die Welt für vier sehr unterschiedliche Menschen dramatisch zusammen. Ist Heimat ein Ort? Oder ein Trauma? Muss man es sich leisten können, von ihr zu träumen?
SDG 10: Die Serie behandelt das Thema Migration und Heimat und stellt die Frage, wie man eine verantwortungsvolle und menschenwürdige Mobilität von Menschen sicherstellen kann.
Encounters
Gunda
Victor Kossakovsky - Dokumentarische Form - 93' - Ohne Dialog
Schwein, Rind, Huhn. Intime Porträts von Lebewesen, die im Alltag tot auf den Teller kommen. Regisseur Victor Kossakovsky gibt Gunda und Co. ihre Würde zurück. Eine meditative Intervention. Ein stiller Aufschrei, der doch das Leben feiert.
SDG 12 und 15: Der Film behandelt das Thema Fleisch als Nahrungsmittel und Massenprodukt. Er verweist damit auf den verantwortungsbewussten Konsum und den Umgang mit Lebewesen.
Berlinale Shorts
How to Disappear
Robin Klengel, Leonhard Müllner, Michael Stumpf – Dokumentarische Form - 21’ - Englisch
How to Disappear ist ein Antikriegsfilm, der am unwahrscheinlichsten Ort nach Möglichkeiten für Frieden sucht: in einem Online-Kriegsspiel. Eine Hommage an den Ungehorsam, sowohl in der digitalen als auch in der physisch-realen Welt des Krieges.
SDG 3 und 16: Mit ungewöhnlichen Mitteln setzt sich dieser Kurzfilm für Frieden und Gerechtigkeit sowie für die Unversehrtheit des Lebens ein.
Union County
Adam Meeks - 14' - Englisch
Cody ist seit 45 Tagen clean und schafft es mit kleinen Schritten – ganz bescheiden und ausdauernd – wieder auf die Beine zu kommen. Aber seine Vergangenheit will ihn nicht vergessen.
SDG 1, 3 und 10: In diesem Kurzfilm kämpft der Protagonist für seine Selbstbestimmung und darum, sich in die Gesellschaftlich integrieren zu dürfen.
Aletsch Negative
Laurence Bonvin - Dokumentarische Form - 12‘ - Ohne Sprache
Der Aletsch ist der größte und längste Gletscher der Alpen – und er schmilzt. Aufnahmen des Mikrokosmos zeigen die Problematik des Makrokosmos Erde. Animationen spielen mit der Wahrnehmung der Betrachter*innen und simulieren das Vergehen des ewigen Eises.
SDG 13: Dieser Film zeigt in eindrücklichen Bildern das Abschmelzen der Gletscher und die Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur.
Gumnaam Din
Ekta Mittal - Dokumentarische Form - 28' - Hindi, Punjabi, Chhattisgarhi
Auf der Suche nach Arbeit zogen sie in die Ferne, doch unterwegs verlor sich ihre Spur. Getragen von Shiv Kumar Batalvis Birha-Poesie spürt der Film der Sehnsucht auf beiden Seiten nach: der der Wartenden und der Verschollenen.
SDG 8, 10 und 16: Die Folgen von Arbeitsmigration werden in diesem Film aus der Perspektive der Zuhausegebliebenen thematisiert.
Playback. Ensayo de una despedida
Agustina Comedi - Dokumentarische Form - 14' - Spanisch
„La Delpi“, die einzige Überlebende einer Gruppe von Transgenderfrauen und Dragqueens, erzählt: Wie Lippenstift, Playbackperformances und improvisierte Bühnenoutfits ihnen Halt gaben und die Gemeinschaft stärkten im Kampf gegen AIDS und Polizeigewalt.
SDG 5 und 10: Der Kampf der Protagonistin für Geschlechtergerechtigkeit und gegen willkürliche Gewalt ermutigt, sich für die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen.
Panorama
Semina il vento
Danilo Caputo - 91' -Italienisch
Nach Jahren kehrt Nica zurück in ihr Heimatdorf. Die Olivenbäume ihrer Großmutter sind von einer Käferplage bedroht. Gegen den Willen des Vaters kämpft sie für den Erhalt der Bäume und das Fortsetzen der Familientraditionen.
SDG 15 und 8: Dieser Film ist eine Ode an die Natur, an nachhaltige Landwirtschaft und an den Kampf gegen Industrie und Umweltverschmutzung.
O Reflexo do Lago
Fernando Segtowick - 79‘ - Portugiesisch
In kontrastreichem Schwarz-Weiß gefilmte Annäherung an die Anrainer*innen eines der größten Wasserkraftwerke der Welt in Amazonien. Im Schatten des umweltzerstörerischen Großprojekts führen sie unfreiwillig ein karges Dasein ohne Strom und Infrastruktur.
SDG 7, 8 und 15: Dieser Film zeigt die Wechselwirkungen zwischen dem Gewinnstreben von Großkonzernen, dem Ausbau erneuerbarer Energien und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Natur.
Welcome to Chechnya
David France - 107 - Russisch, Tschetschenisch, Englisch
Die erste Dokumentation über die Aktivist*innen, die sich der systematischen Verfolgung von LGBTQI*-Menschen durch das tschetschenische Regime entgegenstellen. Ein bravouröser Kraftakt, der von Mut und Zähigkeit getragen wird.
SDG 5, 10 und 16: Politische Verfolgung aufgrund von persönlichen Freiheitsrechten und eine damit verbundene Ungleichbehandlung werden in diesem Film anschaulich thematisiert.
I Dream of Singapore
Lei Yuan Bin - Dokumentarische Form - 78' - Bengali, Englisch, Hokkien
Ein dokumentarischer Einblick in die Arbeitsmigration innerhalb Südostasiens: Nach einem Unfall in Singapur findet der Bangladeschi Feroz Hilfe bei einer Menschenrechtsorganisation. Der hypermoderne Stadtstaat verschleißt arme Migrant*innen für seinen Boom.
SDG 1,3 und 16: Armut als Ursache für Arbeitsmigration in Asien steht im Mittelpunkt dieses Filmes und zeigt eindrücklich die Folgen für Leben und Gesundheit der Migrant*innen.
Always Amber
Lia Hietala, Hannah Reinikainen - Dokumentarische Form - 76' - Schwedisch, Italienisch
Amber gehört zu einer queeren Generation, die sich ihre Identitätsfindung nicht mehr von der Gesellschaft diktieren lassen will. Selbstbewusst leben die Teenager*innen ein Spektrum fluider Identitäten und meistern erste Liebe und Verluste.
SDG 5: Die dokumentarische Form befasst sich mit Geschlechteridentität und der damit verbundenen Auflösung und Aufweichung von Geschlechtergrenzen.
Exil
Visar Morina - 121' - Deutsch, Albanisch
Die Anzeichen dafür, dass der aus dem Kosovo stammende Pharmaingenieur Xhafer an seinem Arbeitsplatz schikaniert wird, mehren sich – oder bildet er sich das nur ein? Exil porträtiert einen Menschen im Spannungsfeld von Integration und Identitätsverlust.
SDG 10 und 16: Soziale Ausgrenzung aufgrund der Herkunft steht im Mittelpunkt dieses Filmes und thematisiert zudem Arbeitsmigration und Ungleichheit.
Forum
Generations
Lynne Siefert - 67' - Englisch
Dreizehn statische Einstellungen von Kohlekraftwerken in den USA, auf dem Land, in urbaner Umgebung, in der Sonne, unter Wolken und zu jeder Jahreszeit. Egal an welchem Ort oder zu welcher Zeit, mindestens ein Schornstein qualmt immer.
SDG 7, 8 und 9: Der Film verdeutlicht die negativen Effekte fossiler Energieerzeugung und weist auf die Relevanz von erneuerbaren Energien als Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung hin.
Grève ou crève
Jonathan Rescigno - 93' - Französisch '
In einer ehemaligen Industriestadt, in den 90er Jahren von Streiks der Minenarbeiter gezeichnet, folgt Rescigno Geschichten der Einwohner*innen. Fragen nach Arbeitskampf, Solidarität und den Verschiebungen dieser Begriffe in der Gegenwart tun sich auf.
SDG 8, 9 und 10: Im Mittelpunkt des Filmes stehen die Folgen menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen in der Stadt in den 1990er Jahren bis heute.
Frem
Viera Cákanyová - 73' - Englisch
Ein Blick von weit oben auf Natur und Landschaft wird zu einer verstörenden Reflexion über die Grenzen anthropozentrischen Denkens in einer Zeit, in der alles schon fast verschwunden ist: Dokument, poetische Bild-Forschung oder Science-Fiction?
SDG 13, 14 und 15: Der Film zeigt die Auswirkungen des Klimawandels auf Natur, Landschaften und Tiere.
Lúa Vermella
Lois Patiño - 84' - Galicisch
Seit Rubio von einer Welle erfasst wurde und der Fischer über Bord ging, steht das Leben im kleinen galicischen Küstenort auf seltsame Weise still. Eine fragmentarische Erzählung von Hexerei, Matrosen und Seemonstern, vergangen wie gegenwärtig.
SDG 13, 14 und 15: Die oft zerstörerischen Eingriffe des Menschen in die Natur werden in diesem Film thematisiert.
Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist
Sabine Herpich - 106' - Deutsch
In der Berliner Kunstwerkstatt Mosaik arbeiten Künstler*innen mit Behinderung an ihren Werken. Sabine Herpich stellt die künstlerische Arbeit in den Mittelpunkt und findet dafür eine so präzise wie behutsame Form.
SDG 10 und 8: Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderungen und die Reduzierung von gesellschaftlichen Ungleichheiten sind Kernthemen des Films.
Luz nos trópicos
Paula Gaitán - 255' - Kuikuro, Portugiesisch, Französisch, Russisch, Englisch
Ein Film wie ein Denkmal: Luz nos trópicos ist eine Hommage an die grüne Fülle des Amazonasgebiets und die Wälder des winterlichen Neuenglands, feiert die indigene Bevölkerung der beiden Amerikas und fließt als Film so frei wie ein unbegradigter Fluss.
SDG 10, 14 und
Generation
Los lobos
Samuel Kishi Leopo - 95' - Spanisch, Englisch, Kantonesisch - empfohlen ab 9 Jahren
Sie träumen von Disneyland, aber nachdem die Brüder Max und Leo von Mexiko in die USA emigriert sind, müssen sie zunächst einmal in ihrer neuen Heimat ankommen. Und sie müssen sich an die sieben Regeln halten, die ihre Mutter ihnen auferlegt hat.
SDG 1, 10 und 16: Dieser Film befasst sich mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Migrant*innen und den Träumen und Wünschen, die mit dem Verlassen der Heimat verbunden sind.
En route
Marit Weerheijm - 10' - Niederländisch - empfohlen ab 8 Jahren
Die neunjährige Inay hat eine besondere Idee, wie sie mit ihrem kleinen Bruder an süßen Sahnepudding gelangen kann. Das pointierte Porträt eröffnet eine kindliche Perspektive auf prekäre Lebensumstände.
SDG 1 und 10: Dieser Kurzfilm macht den Zusammenhang zwischen Armut und sozialer Ungleichheit deutlich.
Perro
Lin Sternal - Dokumentarische Form - 79' - Spanisch, Miskito, Englisch - empfohlen ab 9 Jahren
Als der Lehrer von der Schule abgezogen wird, muss Perro seine Großmutter verlassen und in die Stadt ziehen. Der Dokumentarfilm folgt dem schweigsamen Jungen, dessen indigene Heimat vom geplanten Bau des Gran Canal in Nicaragua bedroht ist.
SDG 8, 10 und 15: Zentrales Thema des Films ist der Raubbau an der Natur durch gewinnorientierte Unternehmen und die Vertreibung der indigenen Bevölkerung.
Meu nome é Bagdá
Caru Alves de Souza - 96' – Portugiesisch
Die 17-jährige Bagdá aus São Paulo trägt die Haare kurz, den Hosenbund hoch und den Rollkragenpullover unter den Gürtel gestopft. Die Tage verbringt sie auf dem Skateboard mit ihren Jungs. Doch neben Swag und Freiheit begegnet sie auch Sexismus und Gewalt.
SDG 5 und 10: Selbstbewusst kämpft die Protagonistin für Gleichberechtigung. Der Film thematisiert Gewalt, Sexismus und Diskriminierung - aber auch Solidarität und Aufbegehren.
The Earth is Blue as an Orange
Iryna Tsilyk - Dokumentarische Form - 74' - Russisch, Ukrainisch
Mitten im ukrainischen Kriegsgebiet lebt die angehende Filmemacherin Myroslava mit ihrer Mutter und drei Geschwistern. Dem schwierigen Alltag trotzt sie mit einem Film, den sie mit ihrer Familie dreht und der ihnen neue Perspektiven schenkt.
SDG 10 und 16: Mit dieser mutigen Überlebensstrategie im Krieg verweist der Film auf das Grundbedürfnis nach Frieden und Gewaltlosigkeit.
Die Adern der Welt
Byambasuren Davaa - 96' - Mongolisch - empfohlen ab 8 Jahren'
Nach dem Unfalltod des Vaters endet für den mongolischen Nomadenjungen Amra eine glückliche Kindheit. Die Trauer setzt bei Amra ungeahnte Kräfte frei, um das Vermächtnis seines Vaters zu erfüllen und den mächtigen Bergbauunternehmen die Stirn zu bieten.
SDG 15 und 8: Die unberührte Natur der Mongolei und ein intaktes kulturelles Leben werden in diesem Film durch globale Konzerne gefährdet.
Perspektive Deutsches Kino
Automotive
Jonas Heldt - Dokumentarische Form - 80' - Deutsch, Türkisch, Englisch, Ungarisch
Während Sedanur in Ingolstadt die ganze Nacht damit verbringt, Autoteile zu sortieren, sucht Headhunterin Eva nach Fachkräften zur Automatisierung in der Logistik. Zwei ungleiche Vertreterinnen einer Generation, in der jede*r früher oder später ersetzbar wird.
SDG 8 und 9: Der Film blickt kritisch auf veränderte Arbeitswelten im digitalen und technologischen Zeitalter und auf den Verlust von Arbeitsplätzen.