Der Samurai
© Emi Maria Bohacek, Edition Salzgeber
Im Brandenburgischen fürchtet man den Wolf. Sein Geheul verängstigt die Menschen, die Lämmer bringt er zum Schweigen. Nach dieser Nacht aber werden die Leute sich wünschen, es wäre nur ein Wolf gewesen, der sie heimsucht, statt dieses beunruhigenden Albtraums in Gestalt eines namenlosen Fremden, der mit einem Samuraischwert bewaffnet am Waldrand aufgetaucht ist und eine Spur der Verwüstung durch den Ort gezogen hat. Vor allem für den jungen Dorfpolizisten Jakob ist die Begegnung mit dem Samurai eine Konfrontation mit den eigenen Dämonen, den verleugneten Seiten seiner selbst und schillernden Ausbruchsfantasien. Von klein auf sorgfältig unterdrückt, brechen sie in dieser Situation Furcht einflößend stark auf, und je verbissener Jakob sich bemüht, seine charakterliche Rüstung, wie auch Recht und Gesetz gegen den Einbruch des Irrationalen aufrechtzuerhalten, desto unwiderstehlicher wächst im Verborgenen der Drang, das Geschenk seines Gegners anzunehmen – sich lustvoll und enthemmt der Grenzüberschreitung hinzugeben.
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