Drei Jungen wachsen gemeinsam in einem Dorf auf. Ihre Zeit verbringen sie am liebsten im „Betamax House“, einem improvisierten Kino. Die Besitzerin führt in ihrem bescheidenen Wohnhaus Raubkopien populärer Hollywood-Filme vor. Allerdings wird die ländliche Idylle durch soziale Probleme getrübt. Die Armut der Bevölkerung führt nicht nur zu Mundraub oder Landflucht, sondern löst schließlich sogar eine Reihe von Verbrechen aus. Der Filmtitel verweist auf ein gesellschaftliches Phänomen, dem in diesem unabhängig produzierten Spielfilm eine wichtige metaphorische Funktion zukommt: Philippinische Emigranten senden regelmäßig Pakete mit Waren, Balikbayan Boxes, in die Heimat, um ihre Familien vor Ort zu unterstützen. Geduldig und intensiv beobachtet die Kamera Vorgänge im Dorf, ertastet sich den Alltag, der sich als Überlebenskampf manifestiert. Bilder und Gesten besitzen dabei größere Aussagekraft als viele Worte. Die Besonderheit dieses Films zeigt sich in seiner unaufdringlichen, gleichzeitig tiefgründigen Inszenierung. Sensibel und geradezu beiläufig vermittelt Regisseur de Guzman die existenziellen Sorgen und Nöte seiner Protagonisten, ohne sie auszustellen. Balikbayan Box ist ein bewusst leise erzählter Film, dem es umso nachhaltiger gelingt, die Menschlichkeit seiner Figuren offenzulegen.
Ansgar Vogt
Ansgar Vogt