Ein Krankenhaus mitten in Teheran. Vorwiegend junge Menschen sitzen im Wartezimmer. Ihre Verzweiflung hat sie dorthin getrieben. Sie dürfen ihre Liebe und Begehren nicht leben und möchten deshalb ihr Geschlecht ändern lassen. In der Islamischen Republik Iran wird Homosexualität mit der Todesstrafe verfolgt, während Ayatollah Khomeini Transsexualität vor zwanzig Jahren für legal erklärte. Etwa 450 Geschlechtsumwandlungen werden pro Jahr im Iran durchgeführt. Der Film begleitet einige Menschen kurz vor dem schweren Eingriff. Eine burschikose Frau erzählt von ihrer Zuneigung zu anderen Frauen, ein junger Mann besucht mit seinem Freund einen Frauenfriseur. Wenn er den Schleier trägt, dürfen die beiden händchenhaltend durch die Stadt laufen. Auch die Eltern kommen zu Wort. Von all diesen Menschen geht eine tiefe Verunsicherung aus. Sie leiden unter einem rigiden Moralsystem, das Homosexuelle für krank und pervers erklärt. Letztlich wissen sie nicht, wie ihnen geschieht, weil sie ihre eigenen Empfindungen nicht einordnen können. Tanaz Eshaghians Dokumentarfilm lässt ihnen Zeit, nach Worten und Formulierungen zu suchen. Und man hat das Gefühl, dass sie sich während des Sprechens vor der aufmerksamen Kamera selbst ein wenig näher kommen.
Anke Leweke
Anke Leweke
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