Seishin

Mental
Dr. Yamamoto Masatomo hat Sprechstunde. Die Frau, die zu ihm kommt, erzählt völlig aufgelöst über die letzte Nacht, in der sie sich umbringen wollte, weil ihre Freunde sie verlassen haben. Dr. Yamamoto sagt der Frau, sie solle doch ihre Freunde fragen, warum sie sie verlassen haben – und schickt bald nach dem nächsten Patienten. Der Arzt wirkt zunächst wie ein gefühlskalter Zausel, dem die Approbation vielleicht aus Altersgründen entzogen werden müsste. Doch am Ende des Films, der den Arzt, seine Arbeitsweise, die Patienten und die Mitarbeiter seiner offenen Psychiatrie-Klinik Chorale Okayama in Japan über einen längeren Zeitraum beobachtet, möchte man auf die Knie gehen vor Ehrfurcht vor diesem Mann, den seine Patienten mit Buddha vergleichen. Mental ist zugleich ein sehr schlichter und ein monumentaler Dokumentarfilm. Dem Regisseur gelingt es mit viel Empathie für geistig kranke Menschen, diese besondere Klinik als einen Mikrokosmos vorzustellen, in dem alle wesentlichen Fragen unserer Zeit gestellt werden. Antworten gibt der Film nicht, vielmehr ist er ein humanistisches Plädoyer. Und eine ungewöhnliche Liebeserklärung an die zivilisatorischen Geheimnisse japanischer Kultur.
von Soda Kazuhiro Japan 2008 135’

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