Von der Meerjungfrau berührt werde ein Mensch, der sein Leben im Meer verliert – so geht der Glauben der Miskito, einer indigenen Bevölkerungsgruppe an der Karibikküste Nicaraguas. Ein Taucher ertrinkt. Während sein Körper später an Land begraben wird, nimmt seine Seele die Gestalt einer Meeresschildkröte an. Diese wird gefangen und von einer jungen Frau verzehrt. Bald darauf gebiert sie Sinbad, der glücklich an einem Fluss lebt, bis er durch einen Hurrikan alles verliert und sich in der nächsten Hafenstadt als Taucher verdingt. Wenn er dabei am Schluss ertrinkt und wieder eins wird mit der Natur, fügen sich die Bilder zu einem lyrischen, rätselhaft schönen Ganzen. Und was für Bilder: betörende Unterwasseraufnahmen, lange dokumentarische Szenen von großer Wucht, die den Alltag und die Arbeit der Fischer mit ethnografischem Blick beobachten, ohne jemals voyeuristisch zu sein, sowie animierte Sequenzen, die das Unfassbare eines Hurrikans anschaulich machen. Auf faszinierend spielerische Art und Weise mischt Mercedes Moncada Rodríguez in ihrer dritten Regiearbeit Elemente des Dokumentar-, Essay-, Spiel- und Trickfilms, um vom Zyklus von Leben und Tod sowie den harten Bedingungen in einer Region zu erzählen, in der die Menschen vom Meer leben, ihm Leben abtrotzen und immer wieder in ihm auch ihr Leben lassen.