
Cuchillo de palo | 108 von Renate Costa
ESP 2010, Panorama

Renate Costa
Cuchillo de palo | 108 von Renate Costa
ESP 2010, Panorama

Cuchillo de palo | 108 von Renate Costa
ESP 2010, Panorama
Als ich mich erkundigte, woran er gestorben war, bekam ich zu hören: an der Traurigkeit. Diese Antwort stellte alle meine Erinnerungen an sein Leben in Frage.
Ich glaube, meine Eltern haben einen Fehler gemacht, als sie mir als Kind sagten: „Halt dich vom Haus des Onkels fern.“ Von diesem Augenblick an hat mich alles, was er tat, interessiert. Rodolfo war anders. Er trug schrille Sachen, hörte Elvis und tanzte auf jeder Geburtstagsfeier. Seltsam war nur, dass der Stuhl an seiner Seite immer leer blieb.
Er war unter den Brüdern meines Vaters der Einzige, der kein Schmied wie mein Großvater werden wollte. Im Paraguay der 80er Jahre, unter der Stroessner-Diktatur, wollte er Tänzer werden.
Mein Film berichtet von der Suche nach den Spuren seines Lebens und der Entdeckung, dass er damals auf einer der „108er Listen“ gestanden hatte und verhaftet und gefoltert worden war. Wenn heutzutage in Paraguay jemand von einem „108er“ spricht, ist damit immer noch „Stricher, Schwuler“ gemeint. Während der gesamten Zeit der Diktatur, die eine ganze Generation lang währte, waren Männer, die in Verdacht gerieten, homosexuell oder gegen das Regime zu sein, die bevorzugten Opfer der Kollaborateure.
Als sie ihn freiließen, zog sich mein Onkel in seine Ecke zurück, bis die Wunden verheilt waren. Seine Geschichte enthüllt einen verborgenen und verschwiegenen Teil der Geschichte meines Landes.
Renate Costa
Weltvertrieb
Umedia
Zusatzinformationen

Renate Costa
Die Regisseurin freute sich über die Premiere ihres Films.
Cuchillo de palo · Panorama · 18. Februar 2010