"Nein, nein! Zuerst die Abenteuer, Erklärungen dauern immer so lange!" Man könnte glauben, der ungeduldige Greif aus "Alice in Wonderland" habe Mona Paparu beraten, die im Jugendamt ihre Geschichte erzählen muss, um das Sorgerecht für ihre kleine Tochter wiederzuerlangen. Ihre Schilderung der Geschehnisse aus drei Jahren zieht den Zuschauer mit Macht in einen abenteuerlichen Plot, in dem Liebe, Verbrechen, Hellseherei, Auferstehung von den Toten, Frauenhandel und ein literarisches S/M-Bordell keine unbeträchtliche Rolle spielen. Hajdu verpackt diese Geschichte einer alleinerziehenden osteuropäischen Mutter, die als Prostituierte in Liverpool landet, in prallbunte Bilder. Mit wunderschön kitschigen Special effects, traumwandlerisch langsamen Kamerafahrten und einem hypnotisierenden Soundtrack bringt er das Kino dahin, wo es einmal zu Hause war: auf den Jahrmarkt; dahin, wo eine Geschichte fantasievoll und fesselnd sein darf und sich nicht mit Authentizitätsansprüchen plagen muss, anders als Mona Paparu im Jugendamt. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben Mutter und Tochter noch heute glücklich in unserer einheitlich möblierten Welt, aus der wir uns alle ab und zu hinausträumen wollen. Manchmal auch im Kino.