Talaye sorkh
Crimson Gold
Aufruhr in einem Juweliergeschäft: Nur schemenhaft kann man die Umrisse zweier kämpfender Männer erkennen, mehrere Schüsse fallen – mit dieser in einer einzigen Einstellung gedrehten Szene beginnt der dritte Spielfilm von Jafar Panahi. Er erzählt die Vorgeschichte des Überfalls. Auf dem Moped des beleibten Pizza-Boten Hossein begibt sich der Zuschauer auf eine sozial-topografische Exkursion durch die iranische Hauptstadt. Vom armen Süden in den wohlhabenden Norden, vom durch Bazare geprägten Straßenleben zu den schicken Boutiquen. Es sind Fahrten in eine für Hossein fremde und nicht erreichbare Welt. Als Hossein für seine Verlobte Schmuck bei einem Edeljuwelier kaufen möchte, wird er vom Besitzer gedemütigt. Ein ehemaliger Kamerad, mit dem er im Iran-Irak-Krieg gekämpft hat, fertigt ihn bei der Pizza-Auslieferung mit einem übertriebenen Trinkgeld ab. Eine seiner Touren führt Hossein zu einem Haus, in dem die Polizei eine Party sprengt, weil dort getanzt wird. Geradezu surreal wirkt Hosseins Aufenthalt in einer Luxuswohnung, deren Besitzer nach der Fertigstellung ins Ausland gegangen sind. Nach und nach wird Talaye sorkh zum Bild einer Gesellschaft, die aus dem Lot geraten ist und die in den Augen dieses babygesichtigen Helden wie ein absurdes Theaterstück erscheint.