Eine tragische und alltägliche Geschichte wie diese würde es wohl nicht einmal als Kurzmeldung auf die Lokalseite schaffen: Überarbeitete, unterbezahlte Mutter sieht sich gezwungen, ihren senilen Vater auszusetzen, um ihre drei Kinder besser versorgen zu können. Rodrigo Plá gelingt es jedoch, diesen vordergründigen Plot über jede Schwarzweißmalerei erhaben zu machen und so abzuschattieren, dass triviale Gewissheiten ausbleiben. So offenbart der Besuch der Mutter beim Sozialamt, dass sie zwar zu arm ist, sich einen Heimplatz für ihren Vater zu leisten, aber nicht arm genug, um Anspruch auf Unterstützung zu haben; der treue Freund der Frau, der den Vater von einem seiner ziellosen Streifzüge nach Hause bringt, stellt sich als verheiratet heraus; und das lange einsame Warten des Vaters auf seine Tochter wird aufgefangen von der tief empfundenen Sorge der Nachbarn. Schon in der Eröffnungsszene verdichtet sich Plás nuancierte Herangehensweise: Wenn die Frau in einer ergreifenden Mischung aus Zärtlichkeit und Unmut ihrem Vater beim Duschen und Anziehen hilft, wird bereits hier das zentrale Thema des Films unterstrichen: die schmerzhafte Ambivalenz, die familiäre Verantwortung mit sich bringt.
Weltvertrieb
Memento Films International