Ledolom

Thaw | Eisgang
Ein Film schroffster Gegensätze: bittere Not der Bauern in reicher Landschaft und das einfache Wohlleben einiger Kulaken, Prügel, Suff und ein selbstvergessen spielendes Kind, Denunziation und Mord, der schöne, strenge Wechsel der Jahreszeiten – und ein existenzieller Widerspruch zwischen staatlichem Druck und dem brüchigen Zusammenhalt einer in sich zerrissenen Dorfgemeinschaft. Der unbarmherzige Kampf kostet bittere Opfer. Die bescheidene Emanzipation der weiblichen Hauptfigur und ledigen Mutter Anka tröstet nur wenig.
Nahezu choreographisch inszenierte Ensemble-Szenen in der herben Weite der Landschaft und in engen, niedrigen Bauernhütten bestimmen die Bildwirkung: stimmungsvoll ausgeleuchtet, genau fotografiert und kühn geschnitten. Bilder und Symbole nehmen die ganze Härte der Auseinandersetzungen auf. Manch späterer Zuschauer mochte darin auch eine Ästhetisierung von Konflikten erkennen. Das seltene Beispiel eines sowjetischen Films, in dem ein barbarischer sozialer Vorgang in expressive Bildsprache umgesetzt wurde, die jede Harmonie zum Phantom macht.

Filmkopie: Cinémathèque française, Paris
von Boris Barnet
mit Wera Marinitsch, Aleksandr Schukow, Anton Martynow
UdSSR 1931 65’