Viktor und Viktoria
Quelle: Deutsche Kinemathek, © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Viktor und Viktoria sind als Schauspieler und Sängerin »unvermittelbar«. Viktor immerhin bekommt Engagements als Damenimitator. Als er krank wird, springt Viktoria für ihn ein: Sie zieht sich Hosen an und spielt nun als Frau einen Mann, der eine Frau spielt. Bei einem Gastspiel in London reißen sich Männer wie Frauen um sie … Indem die Protagonisten geschlechtliche Maßgaben zur Disposition stellen und nicht etwa wie ihre arbeitslosen Leidenskollegen nach staatlichen Maßnahmen verlangen – »Es muss ein Gesetz kommen!« –, verwandelt sich die Krisenkomödie in eine Gender-Komödie, die mit der klaren Geschlechterzuordnung auch die sozialen Hierarchien aushebelt. Ein halbes Jahr nach der NS-Machtübernahme gedreht, vereint der Film noch einmal alle Qualitäten des Weimarer Kinos: Viktor und Viktoria ist spritzig, frech, beschwingt und aufreizend antiautoritär. Mit seiner Tonfilmoperette um sexuelle Egalität und Ambivalenz schuf Reinhold Schünzel – einst Schauspieler in Weimarer »Sittenfilmen« wie dem Homosexuellen-Drama Anders als die anderen (1919) – einen Klassiker des »Queer Cinema«, der selbst Blake Edwards’ britisch-amerikanisches Remake Victor Victoria (1982) an subversivem Esprit übertrifft.