Macondo

Eingeklemmt zwischen Flughafengelände, Autobahn und Donauufer hat sich im Wiener Stadtbezirk Simmering hinter Wellblech- und Kasernenmauern eine eigene kleine Welt entwickelt: Macondo, eine Flüchtlingssiedlung, in der rund 3000 Asylsuchende aus 22 Ländern untergebracht sind. Einer von ihnen ist der elfjährige Ramasan. Gemeinsam mit seiner Mutter und den beiden jüngeren Schwestern ist er aus Tschetschenien hierhergekommen. Der Vater ist im Kampf gegen die Russen gefallen, so heißt es jedenfalls. Ramasan versucht, dessen Stelle einzunehmen: Er hütet die Schwestern und schiebt der Mutter auch mal das Haar unters Kopftuch. Als plötzlich der grüblerische Isa, ein Freund des Vaters aus alten Tagen, in Macondo auftaucht wird Ramasan auf eine harte Probe gestellt.
In ihrem ersten langen Spielfilm entwirft Sudabeh Mortezai das Porträt eines muslimischen Jungen, der über die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit in Konflikte gerät. Dabei befindet sich die Kamera stets auf Augenhöhe des jungen Helden, der in einem schwierigen Lernprozess Fragen von Verantwortung und Ehre für sich beantworten muss. Ein Film der leisen Töne und genauen Beobachtungen jenseits von Didaktik und Klischees.
von Sudabeh Mortezai
mit Ramasan Minkailov, Aslan Elbiev, Kheda Gazieva
Österreich 2013 98’

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