Kes
Quelle: Park Circus, Glasgow, © Metro Goldwyn Mayer Studios
Der 14-jährige Billy Casper lebt in der nordenglischen Bergwerksstadt Barnsley. Von seiner geschiedenen Mutter wird er vernachlässigt, vom großen Bruder terrorisiert, von sadistischen Lehrern gedemütigt und von Klassenrowdys getriezt. Trost findet der schmächtige Einzelgänger allein in der Aufzucht eines jungen Falken, den er selbst aus dem Horst geholt und „Kes“ getauft hat. Hingebungsvoll trainiert der Junge das Tier, bis eines Tages der Bruder für eine vermeintliche „Verfehlung“ grausam Rache an Billy nimmt ... „Fact and Fiction“ steht an der Schultafel, als Billys verständnisvoller Englischlehrer den sonst so verschlossenen Jungen dazu bringt, lebhaft von seinem Falken zu berichten. Programmatisch für Ken Loachs späteres Werk verbindet Kes das sensible Porträt eines Heranwachsenden mit der detaillierten Zeichnung kleinstädtisch-proletarischer Lebensverhältnisse. Von Filmen der tschechischen „Neuen Welle“ beeinflusst, entwickelten Loach und sein Kameramann Chris Menges einen Stil der distanzierten, dabei jedoch einfühlsamen Beobachtung, in deren Verlauf die Kamera spontan auf das Geschehen reagieren konnte. Das macht Kes zu einem Schlüsselwerk des realistischen Kinos in Europa.