Abschied von gestern
Yesterday Girl
Quelle: Deutsche Kinemathek, © Kairos Film Alexander Kluge
Anita G., 22, Kind jüdischer Eltern und zugleich »Zonenflüchtling«, wird wegen Diebstahls einer Strickjacke zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Sie arbeitet als Bürokraft und als Vertreterin für Sprachlern-Schallplatten, beginnt ein Verhältnis mit ihrem Chef und begeht Unterschlagungen. Vergeblich versucht sie, in Frankfurt ein Hochschulstudium aufzunehmen. Auch ihre Liaison mit einem verheirateten Ministerialrat bleibt Episode. Als sie schwanger wird, stellt sich die inzwischen polizeilich Gesuchte den Behörden … Mit seiner Odyssee einer Streunerin gab Alexander Kluge das deutlichste Signal zum Aufbruch des Jungen deutschen Films. Die fortgesetzte Fluchtbewegung einer Unbehausten nahm er zum Anlass, eine Vielzahl von Wirklichkeitspartikeln in seinen Film zu integrieren – bis hin zu einem Auftritt von Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt und Initiator der Auschwitz-Prozesse. Angereichert mit Zwischentiteln, dokumentarischen Passagen und fremden Texten, vollzog Abschied von gestern programmatisch den Bruch mit Kinokonventionen. Uwe Nettelbeck, 1966: »Kluge formuliert keine gesicherten Einsichten, sondern löst Überlegungen aus.« In Venedig wurde dies mit dem Silbernen Löwen honoriert.
Zusatzinformationen
Regisseur Alexander Kluge gibt eine kurze Einführung in seinem Film.
Abschied von gestern | Yesterday Girl
Im Fokus · 17. Februar 2016