Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse

Dorian Gray in the Mirror of the Yellow Press
Frau Dr. Mabuse, Herrscherin über einen internationalen Pressekonzern, will zum Zwecke der Auflagensteigerung eine Kunstfigur kreieren, die zunächst alle Träume der Leserschaft erfüllt, um sie dann vor deren Augen zu vernichten. Ihre Wahl fällt auf Dorian Gray. Dr. Mabuse führt den reichen, narzisstischen Dandy in die Oper aus, wo er sich in die Sängerin Andamana verliebt. Auch auf dem Presseball und einer Weltreise durch die Unterwelt macht er eine glänzende Figur – und Dr. Mabuse mit der Berichterstattung hohe Profite. Doch dann wendet sich der moderne Homunkulus gegen seine Schöpferin … Anders als ihr androgyner Held im Film hat Ulrike Ottinger die Vorlesung über „Subversive Ästhetik“ nicht verpasst: In ihrer futuristischen Medientravestie verbindet sie Avantgardekunst und Triviales, Underground und Weltkulturen, Videotechnik und Voodoo zu einem Welttheater, in dem geschlechtliche und sozial verfestigte Rollenzuschreibungen immer wieder lustvoll konterkariert werden. Ottinger hierzu 1984: „Für mich würde eine emanzipierte Gesellschaft darin bestehen, dass sie keine Rollenerwartungen mehr an irgend jemanden stellt. Dann käme es auch nicht zur Diffamierung von Minoritäten.“
von Ulrike Ottinger
mit Veruschka von Lehndorff, Delphine Seyrig, Tabea Blumenschein, Toyo Tanaka, Irm Hermann, Magdalena Montezuma
Bundesrepublik Deutschland 1984 Deutsch, Französisch 151’ Farbe Altersfreigabe FSK 12

Mit

  • Veruschka von Lehndorff
  • Delphine Seyrig
  • Tabea Blumenschein
  • Toyo Tanaka
  • Irm Hermann
  • Magdalena Montezuma

Stab

Regie, Buch Ulrike Ottinger
Kamera Ulrike Ottinger
Montage Eva Schlensag
Musik Peer Raben
Ton Margit Eschenbach
Ausstattung Ulrike Ottinger
Kostüm Gisela Storch
Regieassistenz Eva Ebner
Produzent*in Ulrike Ottinger
Redaktion Hans Kwiet, Joachim von Mengershausen

Zusatzinformationen

DCP: Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V., Berlin

Ulrike Ottinger

Geboren 1942 in Konstanz. Sie lebte von 1962 bis 1968 als Malerin und Fotografin in Paris, gründete 1969 in Konstanz den Filmklub Visuell, den sie bis 1972 leitete, sowie die Galerie und Edition galeriepress. Seit 1973 lebt Ulrike Ottinger in Berlin. Neben ihrer Filmarbeit inszeniert sie Opern- und Theaterstücke und ist mit Fotoausstellungen international präsent.

Filmografie (Auswahl)

1973 Laokoon & Söhne. Die Verwandlungsgeschichte der Esmeralda del Rio (Laokoon & Sons. The Transformation of Esmeralda del Rio); 50 Min. · Berlinfieber – Wolf Vostell (Berlinfever – Wolf Vostell); 12 Min. 1975 Die Betörung der Blauen Matrosen (The Enchantment of the Blue Sailors); 50 Min., Berlinale Forum 1976 1977 Madame X – Eine absolute Herrscherin (Madame X – An Absolute Ruler) · Madame X – Eine absolute Herrscherin (Madame X – An Absolute Ruler); 141 Min., Berlinale Forum 1978 1979 Bildnis einer Trinkerin – Aller jamais retour (Ticket of No Return) · Bildnis einer Trinkerin – Aller jamais retour (Ticket of No Return); 107 Min. 1981 Freak Orlando. Kleines Welttheater in fünf Episoden (Freak Orlando) · Freak Orlando. Kleines Welttheater in fünf Episoden (Freak Orlando); 126 Min., Berlinale Neue Deutsche Filme 1982 1984 Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse (Dorian Gray in the Mirror of the Yellow Press) · Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse (Dorian Gray in the Mirror of the Yellow Press); 150 Min., Berlinale Forum 1984 1985 China. Die Künste – Der Alltag (China. The Arts – The People) · China. Die Künste – Der Alltag (China. The Arts – The People); 270 Min., Berlinale Forum 1986 1986 Superbia; 15 Min. 1987 Usinimage; Kurzfilm · Usinimage; 10 Min. 1989 Johanna d'Arc of Mongolia · Johanna d'Arc of Mongolia; 165 Min., Berlinale Wettbewerb 1989 1990 Countdown · Countdown; 188 Min., Berlinale Forum 1990 1992 Taiga. Eine Reise ins nördliche Land der Mongolen (Taiga. A Journey to Northern Mongolia) · Taiga. Eine Reise ins nördliche Land der Mongolen (Taiga. A Journey to Northern Mongolia); 501 Min., Berlinale Forum 1992 1997 Exil Shanghai (Exile Shanghai); 275 Min., Berlinale Forum 1997 · Exil Shanghai (Exile Shanghai) 2002 Südostpassage (Southeast Passage); 363 Min., Berlinale Forum 2003 · Südostpassage (Southeast Passage) 2004 12 Stühle (12 Chairs) · 12 Stühle (12 Chairs); 198 Min., Berlinale Forum 2004 2007 Prater · Prater; 104 Min., Berlinale Forum 2007 2008 Die Koreanische Hochzeitstruhe (The Korean Wedding Chest); 82 Min., Berlinale Forum 2009 · Die Koreanische Hochzeitstruhe (The Korean Wedding Chest) 2011 Unter Schnee (Under Snow) · Unter Schnee (Under Snow); 103 Min. 2016 Chamissos Schatten (Chamisso’s Shadow) · Chamissos Schatten (Chamisso’s Shadow) 2019 Paris Calligrammes

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020