Expedition Content

1961 organisierte der Filmemacher Robert Gardner die Harvard-Peabody-Expedition nach Niederländisch-Neuguinea (heute Westpapua). Die Expedition, der einige reiche Amerikaner angehörten, wurde von der niederländischen Kolonialregierung und privaten Spendern finanziert und war mit 16-mm-Filmkameras, Fotoapparaten, Tonbandgeräten und einem Mikrofon ausgestattet. Aus ihrem fünfmonatigen Aufenthalt bei den Hubula im Baliem-Tal gingen Gardners einflussreicher Film Dead Birds, zwei Fotobücher, Peter Matthiessens Buch „Das verborgene Tal: Chronik einer Reise in die Steinzeit“ sowie zwei ethnografische Monografien hervor. Michael Rockefeller, von den Standard Oil-Rockefellers, war mit der Aufgabe betraut, Fotos und Tonaufnahmen in und um die Welt der Hubula zu machen.
Expedition Content ist eine erweiterte Audioarbeit, komponiert aus 37 Stunden Tonmaterial, das die seltsame Begegnung zwischen der Expedition und den Hubula dokumentiert. Der Film reflektiert ineinander verschlungene und komplexe historische Momente in der Entwicklung der multimodalen Anthropologie, im Leben der Hubula, im Leben Michaels und in der fortlaufenden Geschichte des Kolonialismus in Westpapua.
von Ernst Karel, Veronika Kusumaryati USA 2020 Englisch, Mid Grand Valley Dani, Niederländisch 78’ Farbe & Schwarz-Weiß Weltpremiere | Dokumentarische Form

Stab

Regie Ernst Karel, Veronika Kusumaryati
Montage Ernst Karel, Veronika Kusumaryati
Produzent*in Sensory Ethnography Lab

Produktion

Sensory Ethnography Lab

Ernst Karel

Ernst Karel, geboren 1970 in Palo Alto, USA, arbeitet mit Ton, einschließlich elektroakustischer Musik, experimenteller Klangarbeiten für Mehrkanal-Installationen und Performances, sowie mit der Postproduktion von Ton für nicht-fiktionale Filme, wobei der Schwerpunkt auf dem beobachtenden Kino liegt. Er arbeitet häufig mit Locaction Recordings und entwickelt Kompositionen aus unbearbeiteten Tonaufnahmen. Im Sensory Ethnography Lab in Harvard hat Karel mit Filmemacher*innen zusammengearbeitet und Kurse in realitätsbezogenem Ton unterrichtet. Im Herbst 2019 war er Gaststipendiat am Center for Experimental Ethnography an der Universität von Pennsylvania.

Filmografie

2014 Single Stream; mit Pawel Wojtasik und Toby Kim Lee, 23 Min. 2015 Ah humanity!; mit Verena Paravel und Lucien Castaing-Taylor, 23 Min. 2020 Expedition Content; mit Veronika Kusumaryati, 78 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020

Veronika Kusumaryati

Veronika Kusumaryati, geboren 1980 in Bantul, Indonesien, ist eine in Westpapua tätige Politik- und Medienanthropologin. Sie forscht zu Theorien und Geschichtsschreibung des Kolonialismus, Dekolonisation und Postkolonialität. Sie hat als Kuratorin gearbeitet und Dokumentarfilme produziert, die auf verschiedenen Filmfestivals gezeigt wurden. Sie erhielt ihren Bachelor-Abschluss am Jakarta Institute of Arts mit dem Schwerpunkt Film- und Medienwissenschaften. Sie ist Mitglied des Sensory Ethnography Lab und derzeit Harvard College Fellow in Anthropologie.

Filmografie

2013 Iqra; 13 Min. 2020 Expedition Content; mit Ernst Karel, 78 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2020