Fremd. Yaban.
Der Regisseur und Autor Hakan Savaş Mican braucht wenige, präzise Striche, um die Entfremdung zwischen Mutter und Sohn anschaulich zu machen. Meryems Besuch stellt Adems soziokulturelle Selbsteinschätzung auf die Probe. Als Architekturstudent fühlt er sich einer anderen Schicht zugehörig als der Gastarbeiterschaft, die er seine Mutter zuschreibt. Mit feinem Gespür für Situationskomik fordert Fremd. Yaban. seinen Protagonisten, gespielt von İsmail Şahin, heraus.
Gedreht wurde der Film fast ausschließlich in einer kleinen Wohnung. Die Farben sind kühl gehalten. Trotz der formalen Strenge hat das Kammerspiel Wärme, was wiederum der Figur der von Sema Poyraz gespielten Meryem geschuldet ist.
Bemerkenswert ist auch, wie gekonnt Hakan Savaş Mican mit Objekten arbeitet. Bohrt sich am Anfang der Dorn in den Finger, steht am Ende ein Paar Hausschuhe an der Schwelle zu einem Zimmer: ein Gegenstand mit Gebrauchscharakter, der zugleich ein tiefes Gefühl birgt.
Mit
- İsmail Şahin
- Sema Poyraz
- Murat Karabey
- Roja Mert
Stab
Regie | Hakan Savaş Mican |
Kamera | Matthias Biber |
Montage | Hakan Savaş Mican |
Ton | Marko Weichler |
Ausstattung | Jana Findeklee |
Kostüm | Nicole Hutmacher |
Maske | Sharon Partusch |
Regieassistenz | Karlotta Ehrenberg |
Ausführende Produzent*innen | Christoph Heller, Thomas Jörg |
Produktion
Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB)
Hakan Savaş Mican
Geboren 1978 in Westberlin. Er studierte Architektur, anschließend Filmregie. Seit 2008 arbeitet Mican am Theater, seit 2013 als Hausregisseur am Maxim Gorki Theater Berlin. Zudem ist er Autor zahlreicher Stücke wie „Der Besuch“ und der Stadttrilogie „Berlin Oranienplatz“, „Berlin Kleistpark“ und „Berlin Karl-Marx-Platz“.
Filmografie
2007 Fremd. Yaban.; 18 Min. 2008 Adems Sohn; 30 Min. 2009 24h Berlin; Episode „Rapper“ 2010 20 x Brandenburg; Episode „Ines & Tom“ 2012 Gabriels Horn; 6 Min.
Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2022