Die leere Mitte

The Empty Center
Schon aus den ersten Worten spricht die ungebrochene Aktualität von Die leere Mitte: „Es gibt viele Arten, eine Grenze zu durchbrechen. Es gibt viele Arten, neue Grenzen zu errichten.“ Obwohl sich Hito Steyerl 1998 auf Berlin bezieht, ist die Erkenntnis, dass Grenzen zyklisch aufgelöst und neu gezogen werden, zeitübergreifend gültig, sowohl innerhalb dieses Films als auch weit darüber hinaus. Nach dem Mauerfall wurde viel über die brachliegende Stadtmitte nachgedacht, über ihre komplexe Geschichte und die Rolle, die sie für das Bild des neuen Deutschland spielen könnte. Steyerl stellt gekonnt Zusammenhänge her – zwischen den Besetzer*innen des Todesstreifens, der Familie Mendelssohn, dem Haus Vaterland, allerlei Protesten und Paraden sowie dem Kolonialismus und den Akten des Widerstands – und findet immer wieder die gleichen Tendenzen, die sich durch die Geschichte hindurchziehen: Abwehr ausländischer Arbeiter*innen, die Politik der Grenzziehung zum eigenen Vorteil, ideologisierte Bauvorhaben und die nicht enden wollenden Angriffe auf PoC. Auch wenn die Mitte nicht mehr leer ist – es nimmt einfach kein Ende.
von Hito Steyerl Deutschland 1998 Deutsch 62’ Farbe Dokumentarische Form

Stab

Regie Hito Steyerl
Kamera Meike Birck, Hito Steyerl, Boris Schafgans
Montage Hito Steyerl

Zusatzinformationen

Courtesy the artist, Andrew Kreps Gallery, New York, and Esther Schipper, Berlin

Hito Steyerl

Geboren 1966 in München, Bundesrepublik Deutschland. Sie studierte Kunst sowie Film. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Film und bildender Kunst und werden weltweit bei Filmfestivals und Kunstausstellungen gezeigt. Als Lehrende war sie u. a. mehrere Jahre an der Universität der Künste Berlin tätig. Derzeit unterrichtet sie an der Universität Göteborg, Schweden.

Filmografie

1994 Deutschland und das Ich; 42 Min. 1998 Die leere Mitte (The Empty Centre); 62 Min. 2001 Normalität 1–10 (Normality 1–X); 38 Min. 2004 November; 25 Min. 2007 Journal No. 1: An Artist's Impression; 21 Min. · Lovely Andrea; 30 Min. 2010 In Free Fall; 34 Min. 2012 Abstract; 7 Min. 2013 How Not to Be Seen: A Fucking Didactic Educational; 16 Min. 2014 Liquidity Inc.; 30 Min. 2015 Factory of the Sun; 23 Min. 2020 SocialSim; 18 Min.

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2022