Nema-ye Nazdik

Close Up
„Wir können der Wahrheit nur nahekommen, wenn wir lügen.“ Schon in seinen frühen Filmen verwob Abbas Kiarostami hintersinnig Fiktion mit Realität. Nema-ye Nazdik basiert auf einer realen Begebenheit, von der der Regisseur in einer Zeitschrift las: Der arbeitslose Drucker und Cineast Sabzian hatte sich als der berühmte Regisseur Mohsen Makhmalbaf ausgegeben und behauptet, einen Film über die wohlhabenden Familie Ahankhah zu drehen. Auf diese Weise verschaffte er sich Zutritt zu deren Haus und wurde großzügig bewirtet. Als man seine wahre Identität aufdeckte, wurde er vor Gericht gestellt. Kiarostami bekam die Erlaubnis, den Prozess mit der Kamera zu begleiten. Zudem konnte er die Beteiligten davon überzeugen, sich selbst zu spielen. Makhmalbaf ist in einem Cameo-Auftritt zu sehen.
Bei der digitalen Restaurierung des Filmmaterials wurden, ausgehend vom Originalnegativ, aufwändige Farbkorrekturen vorgenommen und die Tonqualität angepasst. Der im letzten Jahr verstorbene Regisseur begleitete den Digitalisierungsprozess. Er veranlasste, dass die dokumentarischen Gerichtsszenen in Schwarz-Weiß gehalten wurden, um sie deutlicher von den nachgestellten Szenen abzusetzen.
von Abbas Kiarostami
mit Hossein Sabzian, Hassan Farazmand, Abolfazl Ahankhah, Mohsen Makhmalbaf, Mehrdad Ahankhah
Iran 1990/2015 Farsi 99’ Schwarz-Weiß & Farbe Restaurierte Fassung

Mit

  • Hossein Sabzian (als er selbst)
  • Hassan Farazmand (Reporter)
  • Abolfazl Ahankhah (Vater)
  • Mohsen Makhmalbaf (als er selbst)
  • Mehrdad Ahankhah (Sohn)

Stab

Regie, Buch Abbas Kiarostami
Kamera Alireza Zarrin Dast
Montage Abbas Kiarostami
Sound Design Hassan Zahedi
Production Manager Hassan Aghakarimi

Weltvertrieb

Farabi Cinema Foundation

Produktion

Institute for the Intellectual Development of Children and Young Adults - Kanoon

Zusatzinformationen

Im Rahmen des Kulturprogramms „Die iranische Moderne“ des Goethe-Instituts.

Abbas Kiarostami

Geboren 1940 in Teheran, gestorben 2016 in Paris. Er studierte an der Fakultät für Bildende Kunst der Universität Teheran und arbeitete zunächst als Grafiker und Werbefilmer. Er war am Aufbau der Filmabteilung des Instituts zur geistigen Förderung von Kindern und Jugendlichen beteiligt, aus der später eines der bekanntesten iranischen Filmstudios hervorging. Hier drehte er 1970 seinen ersten Kurzfilm. Für seinen Spielfilm Ta'am e Guilass (Der Geschmack der Kirsche) erhielt er 1997 die Goldene Palme in Cannes. Mit Tickets war er 2005 Gast der Berlinale. Kiarostami gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten des iranischen Kinos.

Filmografie (Auswahl)

1970 Nan va Kutcheh (Brot und Straße); Kurzfilm 1988 Khane-ye doust kodjast? (Wo ist das Haus meines Freundes?) 1990 Nema-ye Nazdik (Close-Up) 1994 Zire darakhatan zeytun (Quer durch den Olivenhain) 1997 Ta'am e guilass (Der Geschmack der Kirsche) 1999 Bad ma-ra khahad bord (Der Wind wird uns tragen) 2002 Ten 2005 Tickets; Co-Regie: Ermanno Olmi, Ken Loach 2008 Shirin 2010 Copie conforme (Die Liebesfälscher) 2012 Like Someone in Love

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2017