Retrospektive & Berlinale Classics

13.01.2025
Berlinale Classics 2025: Acht restaurierte Filmklassiker feiern Premiere in digitaler Fassung

Renate Krößner in Solo Sunny

Dr. Rainer Rother, Künstlerischer Leiter der Deutschen Kinemathek, und sein Team präsentieren bei den Berlinale Classics 2025 insgesamt acht restaurierte Filme in digitaler Fassung, sieben Weltpremieren und eine internationale Premiere. Dabei wird der zeitliche Bogen von den 1930er-Jahren bis in die 1980er-Jahre gespannt. Erstmalig sind Restaurierungen des Estnischen Filminstituts (EFI) und des China Film Archive mit dabei. Auch bei den Classics ist starkes Genrekino zu sehen, ein Wink in Richtung Retrospektive 2025.

Den Auftakt der Berlinale Classics macht die Weltpremiere der digital restaurierten 4K-Fassung von Solo Sunny (1980), so wird auch das von der DEFA-Stiftung ausgerufene Konrad-Wolf-Jahr anlässlich seines 100. Geburtstages eingeläutet. Für die Restaurierung des Films wurde weitestgehend das 35-mm-Originalbildnegativ verwendet. Die Bearbeitung nahm Eurotape in Abstimmung mit Kameramann Eberhard Geick vor. Solo Sunny lief 1980 im Wettbewerb der Berlinale, in dessen Rahmen Renate Krößner mit dem Silbernen Berliner Bären als Beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.

Die Restaurierung von Wu Yonggangs Regiedebüt Shennü (1934), ein Meisterwerk der chinesischen Stummfilmära, ist dem 90. Todestag von Hauptdarstellerin und Filmlegende Ruan Lingyu gewidmet. Die Digitalisierungs- und Restaurierungsarbeiten der 4K-Fassung wurden vom China Film Archive Digital Restoration Laboratory unter Verwendung des 35-mm-Original-Nitratbildnegativs durchgeführt. Die Partitur wurde vom renommierten Komponisten Zou Ye verfasst, vom China Philharmonic Orchestra eingespielt und in 5.1 Dolby Surround neu gemastert.

Im gleichen Jahrzehnt entstand auch Howard Hughes’ und James Whales legendäres Kriegsdrama Hell's Angels (Höllenflieger), der von zwei Brüdern im Ersten Weltkrieg handelt und in dem Jean Harlow zum ersten und letzten Mal in ihrer Filmkarriere in Farbaufnahmen zu sehen ist. Unfassbar spektakulär sind auch die Flugsequenzen, in denen Hughes zum Teil selbst geflogen ist. Die 4K-Restaurierung wurde von Universal Pictures anhand eines 35-mm-Dup-Negativs und eines 35-mm-Optik-Tonspur-Negativs vorgenommen, welche vom UCLA Film & Television Archive bereitgestellt wurden. NBCUniversal StudioPost hat die Restaurierung durchgeführt.

Mit Gregory Peck in der Hauptrolle lieferte der „Master of Suspense” Alfred Hitchcock 1947 das Gerichtsdrama The Paradine Case (Der Fall Paradin) ab. Die aktuelle digitale 4K-Restaurierung wurde von den Walt Disney Studios und Martin Scorseses Film Foundation umgesetzt, basierend auf dem originalen 35-mm-Nitratnegativ. Präsentiert wird die Restaurierung von Park Circus. Zugrunde gelegt wurde die ursprünglich von Produzent David O. Selznick veröffentlichte Version mit 114 Minuten Länge. Hitchcocks Premierenfassung war dagegen fast 20 Minuten länger.

Yasuzô Masumura realisierte mit Seisaku no Tsuma 1965 ein intensives Schwarzweißmelodram im Breitwandformat. Der Film wurde von der Kadokawa Corporation aus dem ursprünglichen 35-mm-Negativfilm bei Imagica EMS in 4K restauriert. Masahiro Miyajima, viele Jahre Chefassistent des legendären Kameramanns Kazuo Miyagawa, beaufsichtigte das Grading. Anhand des Schnittplans von Miyajima konnten die ursprüngliche Textur und Schönheit des Schwarzweißfilms in Daiei-Scope wiederhergestellt werden.

Hollywood-Legende Clint Eastwood verkörpert im Krimiklassiker Dirty Harry (1971) den unkonventionellen Ermittler gleichen Vornamens. Don Siegels Film wurde vollständig digital anhand eines 8K-Scans des 35-mm-Original-Kameranegativs von Warner Bros. restauriert. Das digital restaurierte Bild wurde an das ursprüngliche Format von 2,39:1 angepasst. Auch der Ton des Films wurde aus den Originalquellen restauriert. So entstand eine neu gemasterte immersive Audio-Fassung.

Naerata ometi (Lach doch mal) von Leida Laius und Arvo Iho über eine 16-Jährige in einem estnischen Erziehungsheim erhielt 1987 den UNICEF-Preis bei der Berlinale. Das Nationalarchiv der Republik Estland hat den 1985 uraufgeführten Spielfilm im Auftrag des Estnischen Filminstituts (EFI) in 6K digitalisiert und Locomotive Classics hat ihn in 4K restauriert. Hauptquelle für die Filmrestaurierung war ein Zwischenpositiv. Die Bildrestaurierung und Farbkorrektur wurden von Co-Regisseur und Kameramann Arvo Iho beaufsichtigt.

Aus Spanien, dem „Country in Focus” des European Film Market 2025, kommt die restaurierte 4K-Fassung von Vestida de azul (1983). Die Restaurierung nahmen Enrique Cerezo P.C. sowie Video Mercury Films unter Verwendung der originalen Bild- und Tonnegative im Labor von Cherry Towers vor. Die Farbkorrektur erfolgte anhand von Referenzmaterial des verstorbenen Regisseurs Antonio Giménez-Rico. Die Weltpremiere der neuen digitalen Version bei der Berlinale ist zugleich eine Hommage an einen für das queere spanische Kino wegweisenden Film der dokumentarischen Form.

Zu den Vorführungen der Berlinale Classics werden Gäste erwartet, unter anderem die Protagonistin Nacha Sánchez aus Vestida de azul.

Für detaillierte Informationen zu den Restaurierungsarbeiten der jeweiligen Filme wenden Sie sich bitte an Silke Lehmann.

Zur Übersicht der Berlinale Classics-Filme.


Presseabteilung
13. Januar 2025