2019 | Generation
Auf der Höhe der Zeit
Die Dauer der Dinge, Reflexionen der Orte und neue, weibliche Perspektiven. In der Auswahl von Generation findet sich Hoffnungsvolles und Kämpferisches, Vergangenes und Zukünftiges, in einem Programm für die ganz jungen genauso wie für die erwachsenen Zuschauer*innen. Im Interview gewährt Sektionsleiterin Maryanne Redpath einen Blick in das breitgefächerte Angebot vom Langfilm über die dokumentarische Form bis hin zum kurzen Format.
Traditionell habt Ihr Eure Auswahl auch in diesem Jahr wieder aus einer Fülle an Filmen – diesmal waren es rund 2.500 Einreichungen – getroffen. Woran orientiert Ihr euch innerhalb dieses Prozesses?
Es hilft sehr, dass wir als Sektion unser Publikum gut kennen. Die Demographie des Wettbewerbes von Kplus, der 2007 aus dem ehemaligen Kinderfilmfest hervorging, ist uns genauso vertraut wie die unseres 14plus-Programms. Da die Altersempfehlungen für die Filme größtenteils von uns gesetzt werden, ist dies wertvoll. Die Empfehlungen sind offen gestaltet und nach oben nicht gedeckelt, so dass ein möglichst breites Publikumsspektrum abgedeckt werden kann. Dennoch legen wir natürlich stets unseren Fokus auf die jeweilige Zielaltersgruppe und häufig lässt sich da eine Parallele zwischen der Perspektive der Hauptfiguren und des Publikums erkennen.
Die Filme erzählen ihre Geschichten oftmals durch die Augen ihrer jungen Protagonist*innen: Ein Kind sieht sich selbst, seine Probleme, seine Freude, seine Wünsche oder auch die von Gleichaltrigen in einer anderen kulturellen oder politischen Situation. Dies führt jedoch gleichsam dazu, dass der Erwachsenenwelt ein Spiegel vorgehalten und sie mitunter in ihrer Dysfunktionalität entlarvt wird. Insofern sind die Filme, die wir zeigen, nicht nur für ein junges, sondern ebenfalls bestens für ein erwachsenes Publikum - oder junges Erwachsenenpublikum – geeignet.
Auffällig ist, dass sich eine Vielzahl an dezidiert weiblichen Blicken in der Auswahl finden lässt, sowohl was die Perspektive vor als auch hinter der Kamera angeht. Welche Facetten gibt es da speziell hervorzuheben?
Das stimmt, weibliche Blicke sind stark repräsentiert, insbesondere im Programm von 14plus. Insgesamt liegen wir, was die Filmemacherinnen angeht, bei rund 53 Prozent.
Viele der Geschichten sind aus der Sicht junger, weiblicher Protagonistinnen erzählt, die in komplexen Situationen Entscheidungen treffen müssen, die ihr Leben radikal verändern. Figuren also, die quasi die Grenze zu einem ‚point of no return’ überschreiten. Diese Mädchen und jungen Frauen finden sich in Verhältnissen, die ungerecht, die gefährlich, die emotional schier unerträglich scheinen – und sie verhalten sich dazu, sie handeln, und das mit teils drastischen Folgen.
Ein gutes Beispiel ist The Red Phallus von Tashi Gyeltshen, ein Film mit nahezu dokumentarischer Qualität, der in Bhutan spielt und mit Laiendarsteller*innen besetzt ist. Im Zentrum steht eine junge Frau, deren Vater Holzphalli fertigt, was ein angesehener Beruf ist und ihn in der Hierarchie der Dorfgemeinschaft weit oben stehen lässt. Die Gesellschaft, die hier gezeichnet wird, ist eine sehr patriarchalische. Diese Frau ist den traditionellen Strukturen, in denen sie aufgewachsen ist, untergeordnet und leidet darunter. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen oder zu spoilern: am Ende des Filmes – es dauert sehr, sehr lange, bis sie zu diesem Punkt kommt – trifft sie eine Entscheidung. Und das sehr bestimmt und energisch, um nicht zu sagen: schockierend.
Ein anderes Beispiel ist The Body Remembers When The World Broke Open von Elle-Máijá Tailfeathers und Kathleen Hepburn, ein kanadischer Film mit zwei Protagonistinnen und nur sehr wenigen Takes, der sich mit der Frage befasst, wie sich ein Ausweg aus Teufelskreisen der Gewalt finden lässt. Die jüngere der beiden Frauen kommt aus einem sehr gewalttätigen Umfeld, wird von ihrem Freund geschlagen, ist zudem schwanger. Durch Zufall begegnet sie einer anderen Frau, gespielt von einer der beiden Regisseurinnen des Films, Elle-Máijá Tailfeathers, die ihr versucht zu helfen, jedoch dabei feststellen muss, wie schwierig ein Ausbrechen aus toxischen Beziehungsstrukturen ist. Ein intensiver Film, der sehr nachdenklich stimmt.
Auch in den dokumentarischen Formen lässt sich dieses Motiv finden, beispielsweise in Bénédicte Liénards By the Name of Tania, der im nordperuanischen Amazonasgebiet spielt und davon erzählt, wie eine junge Frau, die der bedrückenden Enge ihres Heimatdorfes entfliehen will, in die Zwangsprostitution gerät. Ihre Geschichte erfahren wir sozusagen erst im Nachhinein, als Rekonstruktion im Rahmen eines Polizeiverhörs. Die Protagonistin schildert ihre Erlebnisse recht abstrakt, aber in einem interessanten Rhythmus. Die Gewalt selbst passiert dabei im Off, nicht vor unseren Augen. Man erfährt von ihrer Überlebensstrategie, quasi aus ihrem Körper herauszugehen, sich von sich selbst zu dissoziieren. Der Film liefert kein wirkliches Happy End, vielmehr ein offenes Ende, aber er bietet ihr die Möglichkeit, gesehen und gehört zu werden, was sicherlich zu fruchtbaren Diskussionen führen wird. Da ist Film ein sehr kraftvolles Medium, ein Mittel, um gesellschaftliche Veränderung zu schaffen. Wir hoffen, dass dieser Film dabei hilft.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, neben den vielschichtigen Betrachtungen der weiblichen Charaktere, ist die Frage danach, welche Rolle die Jungen in den ausgewählten Arbeiten einnehmen, wie ihr Blick vermittelt wird?
Wir haben sehr viele tolle junge männliche Figuren in den Arbeiten, im Wettbewerb von Kplus ganz besonders. Und es ist sehr wichtig, dass wir da auch hingucken, gerade wenn es um Frauen und Film oder generell die Parität in der Gesellschaft geht. Wir müssen früh anfangen, wenn wir künftige Strukturen des Machtmissbrauchs verhindern wollen und deswegen müssen wir genau hinschauen, was mit den Jungs passiert – bei uns im Programm zeigt sich das auf sehr vielfältige Weise, in verschiedenen Kulturen, Situationen und Geschichten.
Ein Beispiel ist die französische Coming-of.Age-Geschichte Daniel fait face von Marine Atlan, die in 60 Minuten sehr poetisch von einem Jungen erzählt, bei dem die Pubertät sozusagen gerade anklopft. Im Mittelpunkt des Filmes steht eine Situation, in welcher der Protagonist zum Voyeur wird – und wir als Zuschauer*innen ebenfalls. Das beobachtete Mädchen merkt, dass er schaut, und er schämt sich; ein großer Teil des Filmes befasst sich mit dem Umgang mit dieser Scham, es geht dabei viel um Blicke und um Wahrnehmung.
Dann haben wir noch einen völlig anderen, dokumentarischen Film, Anbessa von Mo Scarpelli, der in Äthiopien spielt. Der Protagonist lebt zusammen mit seiner Mutter in einer Hütte am Rande einer dieser Satelliten-Städte, die in Äthiopien seit einiger Zeit allerorten entstehen. Er fühlt sich verdrängt von den Hochhaus-Neubauten und langweilt sich – aber Langeweile macht erfinderisch, Langeweile macht innovativ und dieser Junge vertreibt sich die Zeit sehr kreativ: Er sammelt Elektroschrott und bastelt daraus zum Beispiel eine Lampe, so dass sie in der Hütte auch nachts Licht haben. Und er versucht, eine Rakete zu bauen, die ins All fliegen soll. Er ist sehr phantasievoll. Gleichzeitig gibt es auch eine traditionelle, mythische Ebene – die Mutter erzählt von alten Legenden – die in Wechselwirkung mit der gelebten Realität steht.
Gerne bei uns im Programm haben wir auch Jungen wie den Protagonisten aus Sune vs Sune von Jon Holmberg, der sich plötzlich mit einem gleichnamigen Rivalen konfrontiert sieht. Der Film erzählt mit unwahrscheinlicher Leichtigkeit von großen Themen: der ersten Liebe, gekränkten Egos…
Und Steven Wouterloods Mijn bijzonder rare week met Tess (My Extraordinary Summer with Tess) ist ein Film, in dem sich, wie in vielen der programmierten Arbeiten, beides finden lässt: Der Junge ist der Geschichtenerzähler, das Mädchen jedoch – eine ungewöhnliche weibliche Figur – ist der Antrieb, diejenige, die Dinge in Bewegung bringt.
Film, als ein sich in der Zeit entfaltendes Medium, befasst sich implizit mit der Dauer der Dinge. Es scheint jedoch, als würden die Arbeiten der diesjährigen Edition noch gezielter auf Zeit und Zeitvertreib schauen, speziell auch die dokumentarischen Formen?
Ja. Es ist, als würde in den Filmen eine Uhr ticken. Dabei spielt das Vertreiben von Zeit eine zentrale Rolle und auch die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der bereits angesprochenen Langeweile in unterschiedlichsten Ausprägungen. Kinder, eine deutsche Dokumentar-Produktion, porträtiert zum Beispiel in vielen kleinen, präzise beobachteten Momentaufnahmen vier Großstadtkinder und deren Alltag in Berlin. Gleichzeitig ist der Film eine Zeitbeobachtung. Die Regisseurin Nina Wesemann hat ihren Abschlussfilm an der HFF München so geschnitten, dass bei den Zuschauer*innen aber gerade kein Gefühl der Langeweile entsteht, sondern, im Gegenteil, vermittelt wird, dass jede Sekunde zählt.
Ein weiterer dokumentarischer Beitrag ist Baracoa von Pablo Briones und The Moving Picture Boys, der auf Kuba spielt und ebenfalls mit unheimlicher Leichtigkeit von Langeweile erzählt, aber eben auch von den jungen Protagonisten, wie sie ganz im Hier und Jetzt leben. Wir erleben als Zuschauer*innen keine klassische Geschichte in drei Akten, vielmehr geht es um das Erfahrbarmachen der Dehnbarkeit von Zeit, ihrer Viskosität aber auch ihrem ganz eigenen Flow.
Zeit bekommt also etwas sehr Variables. Wie wird sie noch ausagiert?
Viele Filme gehen einen Schritt in der Zeit zurück. So auch unser Eröffnungsfilm für den Wettbewerb von Generation Kplus, Cleo von Erik Schmitt, einem Regisseur mit einer gänzlich eigenen Handschrift, den wir schon mit zwei Kurzfilmen (Nashorn im Galopp, Generation 2013 und Berlin Metanoia, Generation 2016) im Programm hatten. Cleo erzählt auf graphisch sehr markante Weise von einer abenteuerlichen Schatzsuche, die regelrecht rückwärts in die Zeit und schlussendlich wieder in die Gegenwart führt.
Die rückschauende Betrachtung einer erlebten Vergangenheit unternimmt auch Rekonstruktion Utøya (Reconstructing Utøya) von Carl Javér, sehr starker Tobak aus Norwegen, der außer Konkurrenz bei uns in 14plus läuft und sich mit der Aufarbeitung des Amoklaufes auf der Insel im Jahr 2011 auseinandersetzt. Hier werden Überlebende des Attentats begleitet, die durch das theatralische Rekapitulieren der Geschehnisse das Erlebte zu bewältigen versuchen. Das Ganze wird äußerst sensibel begleitet und ist bar jeder Überdramatisierung. Die Schicksale werden hier nicht ausgestellt. Die Diskussion nach dem Film ist uns hier äußerst wichtig.
Um eine therapeutische Konfrontation mit der familiären, besonders vom Vater geprägten, Vergangenheit geht es auch in Tonislav Hristov The Magic Life of V , ebenfalls eine dokumentarische Arbeit aus Skandinavien. Wir sind hier hautnah an der Protagonistin dran und erleben quasi mit ihr zusammen über ein Wochenende, wie sie sich durch extreme Rollenspiel-Situationen von der Vergangenheitsbewältigung in eine Gegenwart bewegt.
Analog zu der zeitlichen Dimension ist für die Filme auch eine Reflexion des Ortes charakteristisch. Ein Gros der Filme beschäftigt sich intensiv mit Fragen nach dem (Lebens-)Raum der Protagonist*innen, wobei eine Dichotomie zwischen den Großstadtfilmen und jenen, die sich mit dem Leben in ländlichen Gegenden befassen, zu beobachten ist. Zu denken wäre hier etwa an Guo chun tian (The Crossing) von Xue Bai oder Bulbul Can Sing von Rima Das.
Absolut. Guo chun tian verfolgt ein junges Mädchen, das zwischen den Metropolen pendelt, zwischen Hongkong einerseits und dem chinesischen Festland andererseits, und dabei Schmugglerware transportiert. Hier kommt die Metapher der Grenzüberschreitung ins Spiel und auch die der Reise, die zudem immer auch eine innere ist, die an eine Suche gekoppelt wird.
Auch der koreanische Film Beol-sae (House of Hummingbird) von Bo-ra Kim legt sein Augenmerk auf den Ort des Geschehens – Seoul Mitte der 1990er Jahre – und illustriert seine Protagonistin auch durch ihre Umwelt, durch die Großstadt, die sie durchstreift.
Eine Tendenz und gleichzeitig eine Spielart der Reisebewegung ist auch in der filmischen Verbindung der beiden Orte zu erkennen, nämlich in dem Motiv des Kindes, das aus dem Dorf wegziehen will. In Bulbul Can Sing aus Indien wird der Wunsch der Protagonist*innen deutlich, aus einem zu eng geschnürten Korsett ausbrechen zu wollen und sich ihr Leben nicht mehr von den rigiden gesellschaftlichen Strukturen der Dorfgemeinschaft diktieren zu lassen.
Umgekehrt gibt es diese Bewegung auch. Das wird in Los rugidos que alejan la tormenta (The Roars That Keep the Storm Away), einem argentinischen Kurzfilm von Santiago Reale aus dem Programm von 14plus, sehr plastisch: Der Protagonist des Filmes zieht sich aus der Großstadt, deren Stress und Lärm ihm zu viel geworden sind, an einen sehr ruhigen, spirituellen und meditativen Ort auf dem Land zurück und lebt dort – sehr glücklich – als Eremit.
Neben den Langfilmen kuratiert Generation auch traditionell je zwei Programme – für Kplus sowie 14plus – für kurze Formen. Gerade für ein junges Publikum kann diese Verdichtung an verschiedensten Themen und visuellen Stilrichtungen vielleicht auch überfordernd wirken. Wie sorgt Ihr dafür, dass die Programme immer zugänglich bleiben und auch für die Jüngsten noch ‚verdaulich’ sind?
Die Zusammenstellung der Kurzfilmprogramme ist eine meiner Lieblingsarbeiten als Kuratorin. Wenn alle Filme bestätigt sind, setzen wir uns intensiv damit auseinander, welche Arbeiten mit welchen kombiniert werden können und in welcher Reihenfolge wir sie zeigen wollen – wobei ich das schon bei der Auswahl im Hinterkopf habe.
Wir versuchen ein kontrastreiches Programm zu schaffen, um die Zuschauer*innen aufmerksam zu halten. Wir stellen verschiedene Länder, Thematiken und Längen gegenüber – bei uns sind 20 Minuten pro Film das Maximum. Wir möchten eine Dramaturgie herstellen, in der sich die Filme auch anschreien dürfen und in der durch die Gegenüberstellung neue Sinnzusammenhänge erfahrbar werden. Dabei möchten wir unser Publikum herausfordern ohne es zu überfordern. Das ist unsere grundsätzliche Devise. Wir konfrontieren die Zuschauer*innen mit schrägen Filmen, mit abenteuerlichen und das alles in einer Form, in der Struktur und Inhalt so knapp und kondensiert sind, dass jede Sekunde – jede Millisekunde – wirklich zählt. Also auch hier geht es wieder sehr stark um die Zeitfrage, um Bewegung und Stillstand.
Bei den Kurzfilmen findet man auch eine Vielzahl an animierten Arbeiten. Worauf dürfen sich die Besucher*innen dieses Jahr freuen?
Wir haben mal wieder ein paar richtige Kracher im Kurzfilmbereich! Ein Genuss, nicht nur für die Kinder, sondern auch für Eltern, Betreuer*innen, Lehrer*innen, da viele der Filme eine zweite Ebene besitzen.
Story von Jola Bańkowska, Kids von Michael Frei und Shunsaku Hayashis Leaking Life sind drei unglaublich tolle, sehr unterschiedliche Animationsfilme aus 14plus. Es geht um so vielfältige Gegenstände wie den Umgang mit der digitalen Welt oder Massenbewegungen. Diese Filme wirken vornehmlich emotional und sind ausgesprochen bildgewaltig.
In Kplus haben wir den abstrakten Oh corbeau! Oh corbeau! (Oh Crow! Oh Crow!) von Pierre Garcia-Rennes aus Kanada, ein unglaublich visuelles Werk. Oder Armed Lullaby von Yana Ugrekhelidze, eine berührende Kollage, in der es um geflüchtete Kinder geht – sehr stark.
Ein Großteil der bisher angesprochenen Stoffe wirkt recht pessimistisch – welches Gegengewicht kreiert Ihr, um dem Eindruck der Hoffnungslosigkeit etwas entgegenzusetzen?
Selbstverständlich haben wir auch ausgelassene Filme bei uns. Ein gutes Beispiel ist We Are Little Zombies aus Japan, von Makoto Nagahisa, der den Wettbewerb von 14plus eröffnet: ein düsteres Thema, ein heiterer Film – bunt, schnell, unterhaltsam. Es geht um eine Gruppe Teenager, die, nach dem Tod ihrer Eltern, auf der Suche nach ihren Emotionen sind. Sie gründen dann eine Band und werden berühmt – ein bombastischer, lebensbejahender Film, ein absolutes Feuerwerk.
Ähnlich verhält es sich mit 2040 von Damon Gameau, der sich mit der Erderwärmung und dem damit einhergehenden Klimawandel befasst, dieses bedrückende Thema aber auf eine so muntere Art aufnimmt und in eine funky Bildsprache übersetzt, dass es einem wirklich Hoffnung macht.
Geprägt ist Eure Auswahl stets auch von einer politischen Haltung, von einer gewissen rebellischen Positionierung. Gibt es Arbeiten, die Du in diesem Kontext besonders hervorheben würdest?
Auf jeden Fall. Wichtig zu erwähnen ist der Dokumentarfilm Espero tua (re)volta (Your Turn) von Eliza Capai aus Brasilien. Er porträtiert über mehrere Jahre das Bestreben von Schülerinnen und Schülern, das Schulsystem von Grund auf zu revolutionieren. Der Film bildet aber nicht nur ab, sondern zieht uns mitten hinein in diese Revolution. Durch unmittelbar eingesetzte Handyaufnahmen ist das Publikum gewissermaßen mit auf den Barrikaden. Gerade in Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen in dem Land nach der letzten Präsidentschaftswahl ist es wichtig, dass wir diesen Film zeigen. Er verkörpert ein Stück weit den Geist des Programms und gewinnt fast stündlich an Aktualität. Wir fühlen uns in der Verantwortung und möchten mit dieser Arbeit die Diskussion eröffnen – und natürlich Solidarität zeigen.