Wettbewerb
Der Wettbewerb ist das Herzstück der Berlinale und die Visitenkarte des Festivals. Mit jährlich üblicherweise circa 20 Titeln bietet er einen detaillierten Einblick in die Gegenwart und die Zukunft des Kinos. Der Wettbewerb zeigt die besten Filme der Auswahl eines Kinojahrgangs - unabhängig davon, ob sie von etablierten Regisseur*innen oder Nachwuchstalenten stammen.
Als Gravitationszentrum des Festivals bündelt der Wettbewerb die Energie der Berlinale und strahlt in die Welt hinaus. Er steht im Fokus der Aufmerksamkeit und zeigt einige der meist-diskutierten Filme des Jahres, die oft hitzige Debatten anregen. Der Wettbewerb feiert die Vielfalt und die ausgiebige Produktivität des Kinos im 21. Jahrhundert. Er will sowohl das Publikum als auch die Fachbesucher*innen überraschen, unterhalten und bereichern. Er reflektiert die Welt, in der wir leben, und setzt sich zu ihr in Beziehung: Die Filme ermöglichen den Zuschauer*innen, ihren eigenen Platz in der Welt besser zu verstehen und den Standpunkt anderer Menschen zu respektieren.
Der Wettbewerb zeigt eine breite Auswahl des etablierten Autor*innenkinos aus der ganzen Welt und hebt neue Regisseur*innen in die höchsten Ränge des internationalen Filmschaffens. Smultronstället (Wilde Erdbeeren), Les cousins, La notte, Alphaville, Woschoshdenie (Aufstieg), Die Sehnsucht der Veronika Voss, Love Streams, The Thin Red Line, Magnolia, Jodaeiye Nader az Simin (Nader And Simin, A Separation) – viele Gewinner des Goldenen Bären sind in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen.
Ob glamourös oder innovativ, jeder Film im Wettbewerb wird mit einem feierlichen Roten Teppich vor dem Berlinale Palast zelebriert, bei dem die Künstler*innen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Die Premieren begeistern nicht nur die Fans, sondern rücken auch aufstrebende Stars in den Fokus der Medien und der Filmwelt.
Bei der Preisverleihung am vorletzten Abend des Festivals vergibt eine hochkarätige Internationale Jury die weltberühmten Qualitätssiegel: den Golden und die Silbernen Bären.
Mit dem Wettbewerb wurde die Berlinale 1951 geboren. Die lange Tradition der Festivalsektion umfasst einen kaum zu überblickenden Reichtum an Geschichten, Skandalen und Erfolgen. Von der berüchtigten „Busen-Berlinale“ 1961 über den bis heute einmaligen Abbruch des Festivals wegen des Anti-Vietnamkriegsfilms o.k. 1970 bis hin zur Entdeckung des chinesischen Kinos für ein weltweites Publikum 1988. Stark geprägt wurde der Wettbewerb von den Regisseur*innen, die in Berlin ihre Werke vorstellten und deren Namen sich wie ein Who-is-Who der Filmgeschichte lesen.
Gegründet auf US-amerikanische Initiative mit dem offen politischen Anspruch „Schaufenster zur freien Welt“ zu sein, war und ist er auch immer Seismograph und Echoraum der Stimmungen, Krisen und Erschütterungen in der Weltpolitik. An seiner Vergangenheit lassen sich die scharfe Teilung zwischen Ost und West während des Kalten Krieges genau wie das Tauwetter und die behutsame Annäherung der Blöcke auch über die Filmkunst ablesen. Nach dem Fall der Mauer begann die Neuordnung der politischen Weltkarte und auch diese Entwicklungen haben den Wettbewerb begleitet – in leisen Tönen, die ein Jahresprogramm durchziehen, oder explizit. Politik ist abhängig von Sichtbarkeitsverhältnissen, in die sich die Filme des Wettbewerbs einmischen, indem sie die Art und Weise, wie gesellschaftliche Realität wahrgenommen und gedacht werden kann, verändern. So ist der Wettbewerb auch immer Zeugnis des Zustands der Welt, mit der sich die Filmemacher*innen in ihren Werken beschäftigen. Ausführliche Darstellungen aller Berlinale-Jahrgänge finden sich im Archiv.
Die Internationale Jury vergibt folgende Preise:
- Goldener Bär für den Besten Film
- Silberner Bär Großer Preis der Jury
- Silberner Bär Preis der Jury
- Silberner Bär für die Beste Regie
- Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle
- Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle
- Silberner Bär für das Beste Drehbuch
- Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set-Design